Neue Literatur aus Österreich
Incentives - Neue Literatur aus Österreich
readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.
LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.
Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.
Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.
Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

Neue Literatur aus Österreich drucken
[ Buchtipp von Literatur Schweiz ] Literarische Radikalität findet sich selten so sanft formuliert wie bei Adelheid Duvanel (1936-1996). Ihre Protagonisten beanspruchen nicht viel Raum. Von allen guten Menschen verlassen, sprach-, glück- und zukunftslos finden sie an kleinen Orten Platz, in einem engen Zimmer, einem verfallenen Schuppen oder einer kleinen Höhle. Ihre Wünsche schweifen selten ab in die Ferne, meist bleiben sie anspruchslos und bescheiden. In ihren Erzählungen zeichnet Adelheid Duvanel davon lediglich Umrisse. Sie skizziert kleine, an sich belanglose Begebenheiten, die in sich eine immense Traurigkeit, Melancholie und Ausweglosigkeit bergen. Sie gibt knappe Einblicke in gescheiterte oder misslungene Leben, ohne eine Erklärung dafür zu fordern. Das Leben erscheint in ihren Texten auf eine grausame Art und Weise klar und unveränderlich. «Als endlich ein Bett für die Frau frei war, war sie tot.»
Selbst die Natur bietet keinerlei Trost. Winde ohrfeigen die Menschen, Schnee bedeckt alles mit Schweigen. So bleibt nur eines: Fortgehen, scheiden, verreisen. Das ist, was übrigbleibt an Träumen: «Der Zug sollte nie halten". Zu welchem Ende, bleibt ungewiss, auch für das Mädchen Agnes, das «auf der Suche war nach etwas, was es nicht gibt.» Und dennoch leuchten viele dieser Geschichten von einsamen, auch trotzigen Versagern, zu deren poetischer Anwältin sich Duvanel unverhohlen erklärt.
(Beat Mazenauer)
[ Lieblingszitat ] «Eine schöne Frau lächelte ihm zu, doch er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass er nicht zurücklächeln konnte.»
[ Info ] Duvanel, Adelheid: Das verschwundene Haus.
(original language: German)
Luchterhand Literaturverlag,
Darmstadt, 1988
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ISBN: 3-630-86660-3.
Dieses Buch ist ...
Genre: Erzählende Prosa
Sprachen (Buchtipp): Englisch, Deutsch