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Wie im Wald

Klar, Elisabeth

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[ Buchtipp von Incentives ] Lisa sagt sofort zu, als ihr Karin anbietet, ins Haus ihrer ehemaligen Pflegefamilie zurückzukehren. Die Eltern sind inzwischen verstorben, die Geschwister ausgezogen. Peter lebt in Salzburg, Grete in London, Karin in Wien, das sie nach ihrem Übersetzerstudium verlässt, um gemeinsam mit ihrem Freund Alexander und Lisa in das leere Elternhaus einzuziehen. Trotz aller Bemühungen, ihrer Hausgenossin ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln, wird die Geduld des Paars schon bald auf eine harte Probe gestellt. Das einstige Pflegekind erbricht Speisen, macht in die Hose oder leert in Tobsuchtsanfällen die Schränke. Allmählich entdecken die beiden Frauen ihre frühere Vertrautheit wieder und durchleben erneut die traumatisierenden Ereignisse, die sich seinerzeit unter diesem Dach zutrugen. Die Erinnerung an sexuellen Missbrauch und den rätselhaften Tod des Vaters belastet Karin und Lisa und zwingt Alexander schließlich, das Feld zu räumen.
Elisabeth Klars Erstlingsroman entwirft das verstörende Porträt einer Familie, die durch die Aufnahme eines Pflegekindes aus der Balance gerät. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Karin und Lisa, die in häufigen Rückblenden versuchen, sich über die verdrängt geglaubten Vorfälle klar zu werden.
Geschickt bedient sich die Autorin ihrer beiden Protagonistinnen, denen sie in dialogischen Passagen, die mit inneren Monologen wechseln, die Ergründung der ‚Wahrheit‘ anheimstellt. Dank seiner ausgeklügelten Konstruktion fungiert der Roman als tabuloses Instrument der Fremderfahrung, das uns beklemmende Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren gewährt und namentlich Lisas unverständliche Reaktionen letztlich als folgerichtig erscheinen lässt.
Klars erste längere Prosa zeugt von einem beachtlichen Talent, das sich sowohl in der komplexen Erzähltechnik als auch in der feinen psychologischen Zeichnung der Figuren manifestiert. Die erst 28 Jahre junge Autorin legt mit „Wie im Wald” ein erstaunlich reifes Stück Literatur vor, das noch Größeres erwarten lässt: ein grandioser Anfang also, eine Bereicherung der österreichischen Literaturlandschaft, die sich gerade durch ihre Freude am Abgründigen auszeichnet.

Kurzrezension von Walter Wagner, 15. September 2014 Originalbeitrag: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=10443&L

[ Info ] Klar, Elisabeth: Wie im Wald. (original language: Deutsch) Residenz Verlag, St. Pölten, Salzburg, Wien, 2014 . ISBN: 978-3-7017-1636-4.


Dieses Buch ist ...

Genre: Roman
Sprachen (Buchtipp): Englisch, Deutsch, Französisch, Tschechisch


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