Neue Literatur aus Österreich

Incentives - Neue Literatur aus Österreich

readme.cc eröffnet einen mehrsprachigen Zugang zur neuesten österreichischen Literatur. In Kooperation mit dem Literaturhaus in Wien bietet die Leseplattform Einblick in das aktuelle literarische Geschehen des Landes.

LiteraturjournalistInnen und WissenschaftlerInnen stellen aktuelle Neuerscheinungen vor, Leseproben vermitteln kurze Einblicke in die jeweiligen Texte, Kurzporträts der Autorinnen und Autoren ergänzen das Bild.

Das Informationsangebot steht derzeit in fünf Sprachen zur Verfügung: Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch.

Das Projekt will zur Internationalisierung österreichischer Literatur beitragen bzw. zur Übersetzung aktueller Texte anregen.

Durchführung: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Rezensionen, Autorenporträts) – Übersetzergemeinschaft (Übersetzungen) – readme.cc (Infrastruktur).

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Homo faber

Ein Bericht

Frisch, Max

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[ Buchtipp von Literatur Schweiz ] Max Frischs weltweit wohl bekanntestes Prosawerk «Homo faber» erschien 1957. Aus subjektiver Sicht vermittelt es ein Psychogramm des anfangs egomanischen und technophilen Schweizer Ingenieurs Walter Faber, der 1936 seine schwangere Freundin für einen Auftrag in Bagdad verlässt. Als Halbjüdin sieht diese sich gezwungen zu fliehen und wird, entgegen der Abmachung, auf eine Abtreibung verzichten. 20 Jahre später lernt Faber auf einer Schifffahrt die junge Elisabeth kennen. Sie verlieben sich, reisen gemeinsam durch Europa bis Elisabeth in Griechenland von einer Schlange gebissen wird, unglücklich stürzt und stirbt.

Fabers retrospektiver «Bericht», wie die Genrebezeichnung im Untertitel lautet, stellt den Versuch dar, diesen Unfall sowie den Inzest mit seiner Tochter zu begreifen und den Zufall vor dem Schicksal zu verteidigen. Doch nicht nur die Technik streikt ständig, auch seine rationalistische Weltsicht erleidet Schiffbruch. Zudem zeugt sein elliptischer Sprachstil von Schuld und Verdrängung. Insgesamt wirkt der Text durch die mittels Rückblenden und Vorausdeutungen verschachtelte Erzählzeit, durch die starren Oppositionen, aber vor allem durch das dichte Symbolgeflecht mit den vielen mythologischen Anspielungen selbst für einen Ingenieur und Schachspieler derart konstruiert, dass der Bericht sich schliesslich gegen seinen eigenen Erzähler richtet.

Marc Caduff

[ Lieblingszitat ] «Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen. [...] Ich bestreite nicht: Es war mehr als ein Zufall, daß alles so gekommen ist, es war eine ganze Kette von Zufällen. Aber wieso Fügung? Ich brauche, um das Unwahrscheinliche als Erfahrungstatsache gelten zu lassen, keinerlei Mystik; Mathematik genügt mir.»

[ Info ] Frisch, Max: Homo faber. Ein Bericht. (original language: German) Suhrkamp Verlag, Frankfurt, 1957 . ISBN: 978-3-518-36854-1.


Dieses Buch ist ...

Genre: Roman
Sprachen (Buchtipp): Englisch, Deutsch


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