New Literature from Austria
Incentives - New Literature from Austria
readme.cc provides multilingual access to the latest Austrian literature. In collaboration with the Literaturhaus in Vienna the reading forum offers the latest insights about literature published in Austria.
Literary journalists and researchers introduce current new publications; reading samples allow for a closer look at the texts; short portraits of the authors complement the picture.
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The Project "Incentives" targets at the internationalization of Austrian literature, respectively the translation of current texts.
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[ Bogtip efter Incentives ] 1924, Bad Fusch im Pinzgau. Walter Kappachers Protagonist „H.“, ein Schriftsteller, befindet sich in einer gesundheitlichen Krise und zugleich in einer kreativen. Muss doch dieser „H.“, hinter dem sich der Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) verbirgt, realisieren, dass ihm mittlerweile Konzentration und Kraft fehlen, begonnene Projekte zu beenden. Er kann nur noch Einfälle notieren und arrangieren. Und er beginnt zu zweifeln, ob denn tatsächlich sein Talent seinen Ansprüchen genügt.
Dieser Hofmannsthal ist ein „Zurückgekehrter“, der weder ankommt in der neuen Zeit, der Nachkriegszeit, noch in seiner Vergangenheit. Der sich weder geborgen noch heimisch fühlt in Bad Fusch, dem Sommerfrischeort, den er als Jugendlicher und junger Erwachsener allein oder mit den Eltern oft aufsuchte. Das letzte Mal 1919. Fünf Jahre später erkennt er nur wenig wieder. Eine Etüde über die Vergänglichkeit also? Ein Buch der Vergeblichkeit, ein biographischer Schriftsteller-Roman?
Walter Kappacher hat kein Psychoporträt verfasst in der Manier eines Stefan Zweig. Im Mittelpunkt steht die Tragik des frühzeitig einsetzenden physischen wie kreativen Verfalls eines Autors, der der neuen Zeit, die laut ist, unhöflich, schlecht gekleidet und unaufmerksam, in einem neuen, viel kleineren Österreich nicht mehr gewachsen sein will. Zudem ist es der Rapport sich summierender Verluste: der Verlust eines Staates, der Verlust der schriftstellerischen Imagination – immerhin gelangen dem jungen Hofmannsthal einst in Fusch einige große und bedeutende Gedichte – sowie die einsetzende Vereinsamung infolge des Verlustes von Freunden. Nur eines fehlt noch: der Schritt über die Schwelle des Lebens.
Die Gespräche zwischen Hofmannsthal und einem jungen fiktiven Arzt sind keine Dialoge, sondern parallel verlaufende Monologe. Ort und Natur spiegeln Verfassung und Lebenssituation des Herrn H. wider. Neues wurde gebaut, die Häuser stehen eng beieinander. Der noch fünf Jahre zuvor dicht bewaldete Hang ist nun, ein Spiegel der Krise, fast komplett abgeholzt, der „steile Waldweg im Norden lag offen da“.
Viele Assoziationen und Gedankenketten belegen, mit welch subtiler Dezenz Kappacher vorgeht. Nie denunziert er seinen Protagonisten auf der Suche nach einem Selbst, das er vor langer Zeit war. Ein ruhiges, trauriges, blendend geschriebenes Buch.
Kurzrezension von Alexander Kluy, Juni 2009
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=7404
[ Boginfo ] Kappacher, Walter: Der Fliegenpalast.
(original language: Deutsch)
Residenz Verlag,
St. Pölten und Salzburg, 2009
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ISBN: 978.3-7017-1510-7.