New Literature from Austria

Incentives - New Literature from Austria

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Schwester der Angst

Mischkulnig, Lydia

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Es ist die Geschichte einer Besessenheit, die Lydia Mischkulnig in ihrem neuen Roman Schwestern der Angst mit geradezu pathologischer Liebe zum Detail beschreibt. Renate und Marie sind Halbschwestern mit einer gemeinsamen Mutter und verschiedenen Vätern. Sie sind ein Gegensatzpaar, zwei Hälften: die dunkle, neurotische Renate und die helle, "normale" Marie.

Erzählt wird die wahnhafte Beziehung Renates zu ihrem Umfeld, besonders aber jene zu ihrer Schwester. Es ist eine Biografie mit Abgründen, und erzählt wird ausschließlich aus der Sicht von Renate, was durchaus reizvoll ist. Sie wächst im Osten bei den Großeltern auf, die Mutter ist im Westen um zu arbeiten und verlässt das Kind, ein Missbrauch durch den Großvater wird angedeutet, ein Milieu von Alkohol und Gewalt prägt das Aufwachsen. Dann erscheint die Mutter und holt – mit einem zweiten Kind im Bauch – Renate in ihr zweites Leben. Marie wird geboren, aber die Mutter stirbt bei der Geburt, woraufhin Renate ihre Rolle übernimmt. Es ist diese inzestuöse Fantasie der Protagonistin, die sich wiederholt, die den Wahn Renates immer weiter steigert, bis sie schließlich keine Grenzen mehr kennt, kein Gut und Böse, keine Moral.

Dieses Kippen wird durch Paul ausgelöst, der Renate scheinbar die Liebe verspricht, um sich dann doch für die gute Marie zu entscheiden; dabei ist er ein Ungeheuer, der die wehrlose Renate, die sich ihm jungfräulich wie eine verirrte Vestalin darbringen will, vergewaltigt. Und nun will er auch noch die Schwester, das liebe Kind, verderben. So erscheint es Renate, so lügt sie sich ihre Welt als Vorstellung zusammen. Den scheinbar verlässlichen Tatsachen, immerhin ihre Biografie, ist zu misstrauen, man merkt, die vorgeblich logischen (auch moralischen) Schlussfolgerungen, die Renate zieht, sind bloß Ausdruck ihres Wahns. Eines Wahns, der vorgibt, die Schwester zu lieben, und so tut, als urteile er über gut und böse, der tatsächlich aber zu Gewalt greift, um die verletzte Eitelkeit zu befriedigen.

Die Autorin beschreibt Obszönitäten wie Alltäglichkeiten mit den gleichen Worten, bleibt bei einer trockenen, fast porösen Sprache, die emotionslos und genau die grausigen wie abseitigen Gedanken der Protagonistin beschreibt, erzählt in oft kurzen, atemlosen Sätzen, atemlos wie Renate selbst, die mehr eine Getriebene ist, ein Opfer, bis man wieder begreift, dass ja sie selbst die Geschichte erzählt, dass alles Erzählen eine Lüge ist und man das Gegenteil annehmen kann.

Kurzrezension von Bernd Schuchter, 10. September 2010
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=7678

[ Boginfo ] Mischkulnig, Lydia: Schwester der Angst . (original language: Deutsch) Haymon Verlag, Innsbruck, 2010 .


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Genre: roman
Sprog (bogtip): Engelsk, Tysk, Fransk, Tjekkisk, Ungarsk


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