Nouvelle littérature de l'Autriche
Incentives – la nouvelle littérature d’Autriche
readme.cc propose un accès en plusieurs langues à la littérature autrichienne la plus récente. Réalisée en collaboration avec la Maison de la littérature à Vienne, cette plateforme de lecture offre un aperçu de l’actualité littéraire du pays.
Des critiques littéraires – journalistes et/ou universitaires – présentent des ouvrages qui viennent de paraître, de courts extraits permettent de se faire une première idée, des notices biographiques complètent la présentation.
Pour l’instant, ces informations sont disponibles en cinq langues : allemand, anglais, français, tchèque et hongrois.
Le projet « Incentives » cherche à promouvoir l’internationalisation de la littérature autrichienne et la traduction de textes récents.
Réalisation : centre de documentation pour la nouvelle littérature autrichienne (comptes rendus, notices biographiques) – association des traducteurs (traductions) – readme.cc (infrastructure).

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[ Recommandation de Incentives ] Viele Menschen in Paulus Hochgatterers fiktiver Kleinstadt Furth am See haben Grund zur Rache. Böse Dinge geschahen und geschehen dort: Kinder verschwinden, werden geschlagen, verstoßen und missbraucht. Frauen ritzen sich die Pulsadern auf und verzweifelte Jugendliche versuchen sich zu erhängen.
Unüberschaubar ist die Welt, und mit seiner erzählperspektivischen Zersplittertheit gibt der Roman das gut wieder. Aus vier Perspektiven wird das Geschehen erzählt: Aus Sicht eines Psychiaters, eines Kriminalkommissars, einer Volksschullehrerin und eines halbwüchsigen Mädchens mit indischem Adoptionshintergrund. Dieses wird Opfer eines international operierenden Kinderpornorings.
Es verschlägt einem die Sprache, wie Hochgatterer das Leben und Überleben eines solcherart missbrauchten Kindes erzählt: Unmittelbar und ungefiltert spricht die Halbwüchsige mit dem andeutungsreichen Namen "Fanni" (Englisch funny, fanny) in der Ich-Form zum Leser. Einzelheiten zum Missbrauch selbst erfährt man nicht, aber man sieht, welche Überlebensstrategien nötig werden, um gegen die erwachsenen Täter anzukommen. "Das Einzige, was wirklich zählt, ist die Augen offen zu halten", belehrt Fanni ihre Adoptivschwester Switi. Fanni entwickelt Ticks um Fluchtwege, erfindet Befreiungsgeschichten um exotische Tiere und holt sich aus dem Internet das Wissen zum finalen Racheschlag.
Denn Wissen ist Macht. Macht, Ohnmacht und Ermächtigung diese Trias gesellt sich zum Motivgeflecht um Rache und Schmerz. Geschlagene Väter, die ihre Kinder schlagen, ohnmächtige Kinder, die in einem exakt geplanten Rachefeldzug ihre Opferrolle transformieren. Dass Hochgatterer dies alles in einer österreichischen Kleinstadt ansiedelt, hat damit zu tun, dass dort die Fallhöhe zwischen oberflächlicher Idylle und untergründiger Grausamkeit besonders hoch ist. Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis dieser spannungsreiche Roman mit seinen brillanten Dialogen und der erzählerisch raffinierten "Cliffhanger-Technik" verfilmt wird.
Kristina Werndl, Mai 2010
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/?id=8364
[ Info ] Hochgatterer, Paulus: Das Matratzenhaus.
Deuticke,
Wien, 2010
(ja).
ISBN: 978-3-552-06112-5.