Nouvelle littérature de l'Autriche
Incentives – la nouvelle littérature d’Autriche
readme.cc propose un accès en plusieurs langues à la littérature autrichienne la plus récente. Réalisée en collaboration avec la Maison de la littérature à Vienne, cette plateforme de lecture offre un aperçu de l’actualité littéraire du pays.
Des critiques littéraires – journalistes et/ou universitaires – présentent des ouvrages qui viennent de paraître, de courts extraits permettent de se faire une première idée, des notices biographiques complètent la présentation.
Pour l’instant, ces informations sont disponibles en cinq langues : allemand, anglais, français, tchèque et hongrois.
Le projet « Incentives » cherche à promouvoir l’internationalisation de la littérature autrichienne et la traduction de textes récents.
Réalisation : centre de documentation pour la nouvelle littérature autrichienne (comptes rendus, notices biographiques) – association des traducteurs (traductions) – readme.cc (infrastructure).

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[ Recommandation de Incentives ]
In der Tradition literarischer Dystopien wie George Orwells 1984 oder Aldous Huxleys Brave New World beschreibt Thomas Sautner in seinem Roman Fremdes Land scharfzüngig eine fiktive Gesellschaft in einer nicht näher verorteten Zukunft. Charakteristisch für diese Gattung der Anti-Utopie ist der Entwurf einer autoritären oder totalitären Herrschaftsform, ausgestattet mit einer allumfassenden repressiven sozialen Kontrollfunktion. Als Gegenleistung für bürgerlichen Gehorsam garantiert der Staat Fürsorge und Sicherheit: „Aktion Caring Mom – Schutz, Wärme und Geborgenheit in einer gefährlichen, gefühlskalten Zeit“, lautet die Propaganda der neuen Regierung, der Sautners Hauptfigur Jack Blind als rechte Hand des Präsidenten Mike Forell angehört. Der strikte Konformist Jack ist überzeugt, dass Dissens und Individualität ein Übel seien und arbeitet an Strategien, diese endgültig auszumerzen.
Das Individuum soll – zu seinem eigenen und zum Wohle der Allgemeinheit und mit seinem Einverständnis – entmündigt werden. „Ich habe den Traum, dass ich (...) es besser mache für das Land und die Menschen,“ erklärt Jack zu Beginn des Romans seiner skeptischen Schwester Gwendolyn. „Erkennst du noch immer nicht, dass wir in einer Diktatur leben, einer Diktatur, die uns das Leben nimmt, das Ich?“, versucht sie dem Bruder die Augen zu öffnen. Doch Jack hält an der herrschenden Politik fest und versagt sich jeden Zweifel – bis er die Willkür des vermeintlichen Rechtsstaats am eigenen Leib zu spüren bekommt.
„Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein.“ Dieses als Motto gewählte Goethe-Zitat klingt beinah wie eine Warnung. Denn das Fremde Land ist unheimlich vertraut, die Entwicklung hin zum gläsernen Menschen schon heute weit fortgeschritten. Eben diese Verortung der Handlung im Erfahrungshorizont des Lesers macht die Stärke des Buches aus und die Beschäftigung mit der Fiktion zu einer fesselnden Erfahrung.
Kurzrezension von Martina Wunderer, Oktober 2010
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=7791
[ Info ] Sautner, Thomas: Fremdes Land.
(original language: Deutsch)
Aufbau Verlag,
Berlin, 2010
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