Nouvelle littérature de l'Autriche
Incentives – la nouvelle littérature d’Autriche
readme.cc propose un accès en plusieurs langues à la littérature autrichienne la plus récente. Réalisée en collaboration avec la Maison de la littérature à Vienne, cette plateforme de lecture offre un aperçu de l’actualité littéraire du pays.
Des critiques littéraires – journalistes et/ou universitaires – présentent des ouvrages qui viennent de paraître, de courts extraits permettent de se faire une première idée, des notices biographiques complètent la présentation.
Pour l’instant, ces informations sont disponibles en cinq langues : allemand, anglais, français, tchèque et hongrois.
Le projet « Incentives » cherche à promouvoir l’internationalisation de la littérature autrichienne et la traduction de textes récents.
Réalisation : centre de documentation pour la nouvelle littérature autrichienne (comptes rendus, notices biographiques) – association des traducteurs (traductions) – readme.cc (infrastructure).

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[ Recommandation de Incentives ] Was ist ein Allesforscher? Ein Mensch, der das Alles erforscht oder einer, der alles erforscht? So sinniert der heranwachsende Sixten Braun, der in einem alten, einsamen Gelehrten im Dachgeschoss über der elterlichen Wohnung in Köln einen Allesforscher entdeckt. Dieser macht den kleinbürgerlich erzogenen Sixten mit den "sichtbaren Gewändern des Normalen" und den "unsichtbaren des Paranormalen" bekannt. Jahre später, nach Managerjahren im "Fahrwasser der Normalität", rückt nach einem eigenartigen Unfall und einer Schicksalsbegegnung in Taiwan die Allesforschung, und damit die Vermischung von Traum- und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart, wieder in Sixtens Blick.
Erneut stellt Heinrich Steinfest im "Allesforscher" seine Meisterschaft der überraschenden Plot- und Figurenentwicklung unter Beweis: Er lässt Sixten, der zum wohlgestaltenen Bademeister in Stuttgart avanciert, ein Büblein aus Taiwan namens Simon zuwachsen, das ihm als sein biologisches verkauft wird und zu dem er trotz besseren Wissens Ja sagt. In Simons Gravitationsfeld bewegt sich ein Schwarm faszinierender Gestalten, die Steinfest mit großer Kunstfertigkeit aus der Ursuppe des Erzählens schöpft. Am Anfang seines Buches sei, so Steinfest im Epilog, allein das Wort "Allesforscher" gewesen, in die Welt gekommen, um ihm als Romantitel zu dienen ...
Uns Lesern drängt sich freilich ein weiterer Gedanke auf: der des Autors als Allesforscher. Die Denkfigur vom Dichter als Schöpfer fiktiver Welten, als Erforscher unterschiedlicher Figuren-Psychen ist altbekannt. Im "Allesforscher" allerdings verleiht Steinfest seinem literarischen Schöpfungsakt einen wunderbar universalistischen Anstrich und eine Stoßrichtung, die ihn gewissermaßen in die Tradition mancher deutscher Romantiker stellt.
Wunderbar sind die erhellenden, amüsanten Vergleiche und auch Steinfests amöbenhafte Zeichnungen, die als Kritzel-Plankton durchs Buchstabenmeer treiben. Inhaltlich verströmt der Roman eine nicht religiöse, eher schon pantheistisch anmutende Humanität, die sich vorrangig aus der Wertschätzung der Einmaligkeit der Menschenwesen und ihrer vielgestaltigen Bindungen ergibt. Bei all dem ist der "Allesforscher" mitnichten esoterisch, sondern leichtfüßig, elegant und überaus witzig zu lesen.
Kurzfassung der Rezension von Kristina Werndl, Mai 2014 Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=10356
[ Info ] Steinfest, Heinrich: Der Allesforscher.
(original language: German)
Piper Verlag,
München, 2014
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ISBN: 978-3-492-05408-9.