Swiss Literatures
Swiss Literatures להדפיס המלצה זו
[ המלצה מאת Literatur Schweiz ] In Lukas Bärfuss’ Theatertext „Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ wollen (mit einer Ausnahme) alle Figuren für die geistig zurückgebliebene Dora nur das Beste. Worin das genau besteht, ist aber nicht immer klar. Hinzu kommt, dass Vorsätze und tatsächliche Taten manchmal weit auseinanderklaffen. Oder um es mit den Worten des Autors zu sagen: Dieser Theatertext «handelt unter anderem von Menschen, die liberal denken und repressiv handeln».
Dora hat jahrelang Medikamente eingenommen, die sie ruhig stellten. So ruhig, dass sie nicht nur nicht mehr tobte und schrie, sondern kaum mehr lachte und zu nichts mehr eine eigene Meinung hatte. Auf Wunsch der Mutter werden diese Medikamente nun abgesetzt. Die junge Frau taucht aus ihrer Apathie auf. Doch mit ihren Gefühlen erwacht auch ihre Sexualität – und die ist schwer zu bändigen. Doch da gelten schnell einmal nicht mehr für alle die gleichen Regeln. Selbstbestimmung und individuelles Glück mögen schön und recht sein, werden letztlich aber den gesellschaftlichen Normen untergeordnet. Doras aufkeimender Kinderwunsch sprengt den Rahmen des Akzeptierbaren und Verantwortbaren endgültig. Die junge Frau wird nach einer Abtreibung zwangssterilisiert.
Ohne zu werten, differenziert und distanziert spricht Bärfuss mit dem 2003 fürs Theater Basel entstandenen Auftragswerk die tabuisierten Themen Behindertensex, Zwangsmedikation und -sterilisation an und stellt sie in einen gesellschaftspolitischen Kontext. Mit diesem Stück wird Bärfuss erstmals auch im Ausland breit und begeistert aufgenommen.
Genau 10 Jahre später erhält er den Berliner Literaturpreis und die damit verbundene Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik an der Freien Universität Berlin.
(Alexandra von Arx)
[ ציטוט אהוב ] «Ja, Dora, auf zehn Folgsame kommt im besten Fall gerade ein freier Mensch.»
[ מידע על ספרים ] Bärfuss, Lukas: Die sexuellen Neurosen unserer Eltern.
. (original language: German)
Wallstein Verlag,
Göttingen, 2005
.
ISBN: 978-3-89244-904-1.