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Ein irrer Traum

Lesebuch 1

Turrini, Peter

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[ a könyvtippet írta Christine Rigler ] Dieser erste Band der dreibändigen Lesebuchausgabe des Autors enthält unter anderem die drei frühesten Dramen "Rozznjogd", "Sauschlachten" und "Kindsmord".
Peter Turrinis Stück "Kindsmord" entstand 1972 infolge eines realen Falles einer Kindstötung, der sich in Österreich zugetragen hatte. Eine junge Frau aus bürgerlichen Verhältnissen ertränkte ihr Baby beim Baden. Turrini besuchte diese Frau im Gefängnis und in der Anstalt, in die sie später verlegt wurde, um etwas über ihren Gefühlszustand zu erfahren und die Hintergründe zu verstehen. Mit "Kindsmord" begab sich der damals 28-jährige Autor nach Aufführungen seiner provozierenden Stücke "Rozznjagd" (UA 1971) und "Sauschlachten" (UA 1972) auf ein nicht minder heikles Terrain. Indem er den Fall einer Frau aufgreift, die weder soziale Benachteiligung noch materielle Not als Rechtfertigung für ihre Tat geltend machen kann, stellt er das bürgerliche Segment der Gesellschaft zur Diskussion. Er begibt sich auf die Spur des patriarchalischen Terrors im bürgerlichen Milieu, der sich nicht immer in körperlicher Gewalt offenbart, sondern sich scheinbar sanfter Formen der Manipulation bedient. Die Tötung eines Säuglings ist der furchtbare Hintergrund, vor dem diese Spurensuche sich vollzieht und der ihr die Dringlichkeit verleiht.   Theoretisch war die Literatur Anfang der 70er Jahre längst von dem Anspruch befreit, das Handeln der dargestellten Figuren moralisch absichern zu müssen. Die Reaktionen auf das Stück und die Auseinandersetzung damit zeigen jedoch, dass in der Praxis dieses Fehlen einer moralischen Bewertung nicht selten beanstandet wurde - auch wenn durch die von Turrini gewählte Dramaturgie einer Gerichtsverhandlung das Publikum gefordert ist, sich eine Meinung zu bilden. Die gesellschaftlich praktikablere Lösung ist jedoch, die Gründe für das Fehlverhalten einzelner Menschen in ihrer individuellen Charakterlosigkeit zu sehen und nicht im System. Der daraus erwachsende Konflikt zwischen dem bürgerlichen Lager und der literarischen Freilegung von gesellschaftlichen Missständen ist kennzeichnend für jene Kunst- und Kulturproduktion der 70er Jahre, die von einem politischen Anspruch auf Veränderung ausgeht. 
Turrini hat sich mit diesem Stück aber auch in ein anderes Konfliktfeld begeben - den Feminismus der 70er Jahre. Als Autor ergreift er Partei für die Unterdrückung der Frauen, verleugnet dabei aber seine männliche Perspektive nicht - beides hat ihm vor allem von Seiten der Frauen nicht nur Lob eingebracht. Der radikale Feminismus dieser Zeit wollte die Männer als Täter und nicht als Partner oder gar Opfer sehen. Wenn Turrini darauf hinweist, dass dieses Stück auch mit ihm selbst zu tun habe, mit seinen eigenen Rollenzwängen und Identitätsproblemen, stellt er diese rigide Einteilung in Frage.   Die Uraufführung von "Kindsmord" fand am 11. März 1973 in zwei Theaterhäusern und zwei Ländern zugleich statt, nämlich im Stadttheater Klagenfurt und im Staatstheater in Darmstadt.

[ infó ] Turrini, Peter: Ein irrer Traum. Lesebuch 1. (original language: Deutsch) Luchterhand, München, 1999 . ISBN: 3-630-87043-0.


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Műfaj: Egyéb
Nyelvek (könyvtipp): Német, Angol


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