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[ Consiglio per un libro di Beat Mazenauer ] Verbote sind in der Gesundheitspolitik zurzeit en vogue. Wie sehr sich dabei Gemeinwohl und persönliche Freiheit in die Quere kommen, beschreibt Juli Zeh in einem faszinierenden Science-Fiction-Kammerspiel. Mitte des 21. Jahrhunderts herrscht ein System, das allen Wert auf das Volkswohl legt. Zwei Menschen widersetzen sich und geraten in Konflikt mit der staatlichen Gesundheitspolitik, genannt die „Methode“.
Moritz Holl war ein Romantiker, der genussvoll gegen das strikte Drogenverbot verstossen hat. Deshalb von der Polizei verfolgt, begeht er in der U-Haft Selbstmord. Dies stürzt seine Schwester Mia, eine bisher unbedingte Anhängerin der herrschenden Vernunft, in eine Krise, die freilich ebenfalls den Verdacht der Obrigkeit weckt. Die „Methode“ kennt kein Unwohlsein. So bahnt sich ein zweites Unheil an, das auch der Erfinder der „Methode“ persönlich nicht abwenden kann.
Juli Zeh entwirft die böse Zukunftsvision einer total vergesundeten Gesellschaft. „Es besteht eine enge Verbindung zwischen dem persönlichen und dem allgemeinen Wohl, die in solchen Fällen keinen Raum für Privatangelegenheiten lässt“, wird Mia von ihrer Richterin belehrt. Subtil denkt Zeh eine aktuelle Debatte in die Zukunft hinaus, um sie von da aus scharfsinnig neu zu beleuchten. Ihr Roman wirft unangenehme Fragen auf nach der Art, wie Gesundheit durchaus guten Willens vergesellschaftet und strikte durchsetzt wird. Selbst wenn die Freiheitsrechte ansonsten gewährleistet bleiben, verstümmelt das Gesundheitsdiktat Körper und Geist. Der heutige Zeitgeist gebietet es förmlich, Zehs „Corpus Delicti“ zu lesen.
[ Citazione ] Wenn einsame Geister die Lockstoffe der Gemeinsamkeit wittern, entsteht eine gewaltige Macht.
[ Informazioni sul libro ] Zeh, Juli: Corpus Delicti.
Ein Prozess. (original language: Deutsch)
Schöffling Verlag,
Frankfurt, 2009
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