New Literature from Austria
Incentives - New Literature from Austria
readme.cc provides multilingual access to the latest Austrian literature. In collaboration with the Literaturhaus in Vienna the reading forum offers the latest insights about literature published in Austria.
Literary journalists and researchers introduce current new publications; reading samples allow for a closer look at the texts; short portraits of the authors complement the picture.
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The Project "Incentives" targets at the internationalization of Austrian literature, respectively the translation of current texts.
Project realization: the Office of Documentation of Contemporary Austrian Literature (reviews, author’s portraits) – The Association of Translators (translations) – readme.cc (infrastructure).

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Namen von Rang werden genannt, kommt die Sprache auf die Journalbücher des Salzburgers Karl-Markus Gauß, von denen nun mit „Ruhm am Nachmittag“ das vierte erschienen ist: Elias Canetti oder der Franzose Alain (Émile Chartier). Dabei ist die Bezeichnung „Journalbuch“ selber ein Behelf. Denn nicht Tagebuch, nicht Arbeitsprotokolle sind diese Bände, keine Versuche in Selbstbespiegelung, keine Stoffsammlungen. Und so weicht der Literaturkritiker, Essayist, Reisende und verantwortliche Zeitschriftenredakteur, der studierte Germanist und Historiker jeglicher Genrebezeichnung aus.
Dies Buch ist eines des neugierigen Mitteilens. Das Suchen, das Ausschauhalten, das Beobachten, das Hinsehen und Aufklauben reizend verstörender Petitessen sind elementare Triebfedern des Gaußschen Welterkennens und Weltbeschreibens. Seine Welt ist an Menschen gebunden. Und diese sind nicht selten Autoren. Stand in einem früheren Band der polnische Reporter Ryszard Kapuscinski im Mittelpunkt der Lektüre und der Gedanken, so nun der ungarische Romancier Sándor Márai und dessen Tagebuch. Gewissenhafter denn je taucht Gauß in die eigene Biographie ab, erzählt von den Abenteuern als Sendbote seiner selbst und den Manuskriptabgabe-fahrten in die Setzerei in prädigitalen Zeiten (in denen es, sobald er in Salzburg unterwegs war, zuverlässig regnete). Er erinnert sich an die Kindheit; und vielleicht schreibt er ja, wie am Ende dezent avisiert, das Buch über sich selbst und Salzburg in den 50er, 60er und 70er Jahren tatsächlich.
Es ist ein kunstvolles, kunstvoll herbeigezaubertes, wohltönendes Spiel mit Zeit, das hier entfaltet wird: mit geschriebener Zeit (als Schreibzeit), mit gelebter Zeit (als Lebenszeit), mit Zeitvergessenheit (wenn er etwa ausführlich über den Triestiner Slowenen Boris Pahor schreibt und über Richard Bermann alias Arnold Höllriegel nachdenkt, der 1938 ins Exil gezwungen wurde). Aber hinter dieser Zeitversessenheit verbirgt sich anderes: lebendige Zeitgenossenschaft.
Kurzfassung der Rezension von Alexander Kluy, Mai 2012
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=9466
[ Informazioni sul libro ] Gauß, Karl-Markus: Ruhm am Nachmittag.
(original language: German)
Zsolnay Verlag,
Vienna, 2012
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ISBN: 978-3-552-05567-4.