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Eigentlich ein Heiratsantrag

Marinic, Jagoda

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[ Knjižni namig pošilja Christine Rigler ] Was seit den 90er Jahren als typisch „junge Literatur“ – nicht nur von Frauen – gehandelt wird, ist vorwiegend geprägt von reflektierenden Ich-Erzählerinnen, die der persönlichen Meinungsäußerung viel Platz einräumen. Ihre Neigung zu lebensästhetischen Selbstvergewisserungen ist vermutlich der Grund dafür, dass solche Bücher gerne als Generationenprogramme gelesen werden – Kritiker empfehlen sie oft mit dem Argument, dass man hier erfahren könne, was junge Leute so denken. Die Kluft zwischen den Generationen beruht im Wesentlichen ja auf dem Gefühl der Fremdheit, folgt man Claus Leggewie: „Die Jungen werden heute von Älteren wahrgenommen wie Fremde, und sie selbst sehen sich nicht selten als Fremde im eigenen Land“.
In vielen Romanen zeichnet sich ein wiederkehrenden Muster ab: Die jungen Ich-Erzählerinnen befinden sich in noch unentschiedenen Lebenssituationen und leisten sich den Luxus der Langeweile, Desorientiertheit und manchmal auch Antriebslosigkeit in einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft, die einem die letzten Reserven abfordern will. Bedingungsloses Funktionieren in einer trüben Arbeitswelt ist – im Gegensatz zum kapitalistischen Ideal des fitnessgestählten Workaholic – eher eine Schreckensvision – die selten explizit kritisiert, vielfach aber ausgeblendet wird.
(…)
Die Ich-Erzählerin in einer kurzen Geschichte der deutsch-kroatischen Schriftstellerin Jagoda Marinic (*1977) beschreibt sich (…) als Bücherwurm: „Das erste Bild, das es in meinem Kopf von mir gibt, ist das Bild eines kleinen Mädchens vor einem Bücherregal.“ Gemeint ist damit die Bücherecke im Kindergarten, wo das kleine Mädchen stur und allein hocken bleibt, bis es wieder abgeholt wird. Ein paar Sätze weiter unten heißt es dann: „Ich tröste mich, seit ich denken kann, in Bibliotheken (…).“
Dieser Text mit dem umständlichen Titel „Ich wünschte, er hätte nie geredet davon, dass man nur eine lieben kann“ rekapituliert eine unglückliche Liebesgeschichte, die sich ereignet, während die Ich-Erzählerin von zu Hause abhaut, weil sie mit ihrer Mutter Krach hat. Sie setzt sich in einen Zug und fährt einfach los, wird von einem jungen Mann angesprochen, und verbringt ein paar Tage mit ihm in Hamburg. Die Tage bei eben jenem David, der dummerweise schon eine Freundin hat (sie absolviert gerade ein Auslandsstipendium) und der irgendwann den Gedanken äußert, dass man nur einen Menschen lieben kann, enden mit der überstürzten Rückkehr des Mädchens nach Hause. Die Ich-Figur erzählt die Geschichte im Rückblick, zwischen ausschweifender Liebespoetisiererei und dem Lamento über verständnislose Eltern, die es als Immigrantenschwer hatten und irgendwie gar nicht völlig daneben sind.
Aus: Christine Grond-Rigler: Ich und die Medien. Neue Literatur von Frauen. Studien Verlag: Wien, Innsbruck 2005. (Kapitel „Coming of Age. Ich-Erzählerinnen zwischen Blues und Entwicklungsroman“).

[ najljubši citat ] Das erste Bild, das es in meinem Kopf vonmir gibt, ist das Bild eines kleinen Mädchens vor einem Bücherregal. Es sitzt auf dem Boden, mit grau-rotem Kleid, weißen Strumpfhosen und angewinkelten Beinen, blättert in einem Kinderlexikon und sieht sich ewig lang immer dieselben Bilder an, als würden sie ihr etwas erzählen

[ Informacije ] Marinic, Jagoda: Eigentlich ein Heiratsantrag. (original language: Deutsch) Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2001 .


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Žanr: roman
Jeziki (Knjižni namig): Nemščina


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