New Literature from Austria

Incentives - New Literature from Austria

readme.cc provides multilingual access to the latest Austrian literature. In collaboration with the Literaturhaus in Vienna the reading forum offers the latest insights about literature published in Austria.

Literary journalists and researchers introduce current new publications; reading samples allow for a closer look at the texts; short portraits of the authors complement the picture.

The range of information is currently available in five languages: German, English, French, Czech and Hungarian.

The Project "Incentives" targets at the internationalization of Austrian literature, respectively the translation of current texts.

Project realization: the Office of Documentation of Contemporary Austrian Literature (reviews, author’s portraits) – The Association of Translators (translations) – readme.cc (infrastructure).

 

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Ich nannte ihn Krawatte

Flašar, Milena Michiko

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Eigentlich heißt der Fremde Ōhara Tetsu, aber der Junge auf der Parkbank nennt den eleganten Herren schlicht Krawatte.

Milena Michiko Flašars Roman erzählt die Geschichte eines arbeitslosen Angestellten in den Fünfzigern und eines Hikkikomori, eines Jugendlichen, der den Kontakt mit der Außenwelt abgebrochen hat, um sich von den Normen und Erwartungshaltungen der Leistungsgesellschaft zu verabschieden.

Tag für Tag ‚besetzen‘ der ehemalige Salaryman und der streunende Hikkikomori nun dieselbe Parkbank und schaffen plaudernd Vertrautheit. Der Ältere erzählt dem Jüngeren, wie er mit dem hohen Tempo in der Firma nicht mehr mithalten konnte und schließlich gekündigt wurde. Seiner Frau Kyōko hat er die Entlassung jedoch verschwiegen und lässt sie, wenn er morgens das Haus verlässt, im Glauben, dass er sich wie üblich ins Büro begibt. So bleibt die über allen Verdacht erhabene Fassade der japanischen Gesellschaft zumindest vorläufig gewahrt. In Wahrheit ist der auf Konformismus bedachte Ex-Angestellte schon vor Jahren aus der Norm gefallen – damals nämlich, als seine Frau einen behinderten Sohn zur Welt brachte, dessen frühen Tod der enttäuschte Vater herbeigesehnt hatte.

Der neben ihm im Park sitzende Jugendliche, der sich später als Taguchi Hiro zu erkennen gibt, bricht seinerseits das Schweigen und berichtet von Schulkameraden und Freunden, die man drangsalierte, weil sie sich von der uniformen Menge unterschieden. Taguchi hätte für sie Partei ergreifen und ihnen den Rücken stärken müssen, stattdessen distanzierte er sich aus Angst von ihnen.

Inmitten einer Welt der Kälte, die trotz ihrer exotischen Anmutung der unseren allzu sehr ähnelt, bilden Flašars sympathische Antihelden kleine Inseln der Humanität. Sie schaffen eine Atmosphäre der Hoffnung, in welcher der Einzelne nicht auf seinen Marktwert reduziert wird und Devianz nicht mehr als Makel gilt. Der jungen Autorin, die mit dem fernöstlichen Kulturkreis vertraut ist, gelingt dabei das Kunststück, dieser Zuversicht Rückenwind zu verleihen. Ein Grund mehr, sich in die Lektüre dieses über nationale Befindlichkeiten und Philologien hinausweisenden Globalisierungsromans zu vertiefen.


Kurzfassung der Rezension von Walter Wagner, Februar 2012
Originalversion: http://www.literaturhaus.at/index.php?id=9374

[ Informacije ] Flašar, Milena Michiko: Ich nannte ihn Krawatte. (original language: German) Wagenbach, Berlin, 2012 . ISBN: 978-3-8031-3241-3.


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Žanr: roman
Jeziki (Knjižni namig): Angleško, Nemščina, Francoščina, Češčina, Madžarščina


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