Leseprobe: Manfred Chobot - "Römische Elegien."

ent-deckungsreise

sind wir aufgebrochen ekstasen zu entdecken
reisende an der oberfläche des anderen
keuchen wir duch täler und mulden
erforschen kuppen und erhebungen
im detail verborgen die reize

um auszuruhen vor der nächsten höhe
verheißen wegweise erfüllung und
flüsse lassen fluten strömen
mit den gezeiten des mondes

seit grenzen aufgehogen sind dringen wir tiefer
in geheime krater und schlafen im zenit der sonne
archäologen der lust bedienen sich der hände
wohlgefällig zuckt die nase eines kätzchens
streckt sich und treibt in den wellen
eines aufsteigenden stromes
rom liegt nicht unbedingt am tiber
(S. 17)

vesuv

mit dir im aschenregen umkommen
wenn der vulkan ausbricht
sich die nächste eruption ankündigt
ineinander verschlungen ersticken
im krater der wollust
rauf und runter und hinauf
die steigung erklimmen
eine kahle spalte
zwischen deiner achsel
wenn die lava strömt
in deinen armen ruhen
als hätte es nie zuvor
ein geschöpf gegeben
(S. 77)