Mittags sitze ich bei elektrischem Licht an meinem kleinen Tisch. Manchmal denke ich, ich bin auf eine Forschungsstation im Hohen Norden verbannt. Man muss einen Grund haben, hier zu leben. Ist es anderswo besser? Ich habe vergessen, wie es anderswo ist
(S. 12)
Sie trugen ein Bild von der Stadt in sich, das, wenn sie die Augen schlossen, in ein helleres Nachbild überging. In diesem Bild, in dem sich die Silhouetten ferner Städte, die sie aus Filmen und Fotobänden kannten, abzeichneten, bargen sich ihre unausgesprochenen Gefühle, ihre Hoffnungen und Träume. Sie, deren Lebensgefühl an die unentwirrbare Gleichzeitigkeit der großen Städte gebunden war, sehnten sich nach der immer noch größeren Stadt, und ihre rastlose Suche nahm kein Ende, auch nicht, als sie begriffen, dass sie eine Idee suchten, der keine wirkliche Stadt entsprechen konnte.
(S. 28-29)
An der Hausecke sagten sie einander gute Nacht. Der Fremde fragte ihn nach seinem Weg. Er deutete auf ein Bistro. Er gehe noch etwas essen. Nur etwas von diesen Kichererbsen, die der alte Schwarze zubereitet. Der Fremde sah ihm nach, wie er mit gebeugtem Rücken die Straße überquerte. In diesem Augenblick wählte er den anderen zum Freund.
(S. 53)
In der alten Hauptstadt ... sie haben Hunde, die sie verhätscheln ... um zu vergessen.
Ihre Kinder sitzen über Rechenaufgaben, die die Mütter nicht verstehen ... sie töten die Außerirdischen ...
Durch die Fensterritze Stimmen von Kindern ...
Sie haben Streit ... der Ball ...
Eine Elster rasselt ...
(S. 58)
Bei Sommeranfang wird die Stadt mit einem Mal porös. Undurchdringliche Vorhänge, die bislang vor den Dingen hingen, lüften sich. Man sieht Bauarbeiter mit entblößtem Oberkörper mitten unter den Flanierenden in der Innenstadt.
(S. 96)
© 2009 Limbus Verlag, Hohenems.