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Leseprobe: Norbert Gstrein - "Wem gehört eine Geschichte?"



Den ersten Wirklichkeitstest für mein Buch aber gab es von ganz anderer Seite und noch bevor eine Zeile daraus publiziert war, als mir im Januar 2003 am Rand einer Veranstaltung im Hamburger Literaturhaus ein freundlicher älterer Herr aus Wien bedeutete, ich hätte es nicht schreiben dürfen. Er hatte den halben Abend über sich geredet, was nicht sehr verwunderlich war, nur die übliche, weitum grassierende Berufskrankheit unter Schriftstellern, und in der Hoffnung auf Widerspruch darüber räsoniert, daß seine eigene Prosa eher wenig tauge, ein paar von seinen Gedichten wahrscheinlich jedoch bleiben würden, und war erst allmählich darauf zu sprechen gekommen, obwohl ich im nachhinein ahnte, das ganze Gespräch war von Anfang an so angelegt gewesen, mir das am Ende zu sagen. Ich hatte mir seine Ausführungen mit richtiger Beklemmung angehört, weil ich nicht einmal wußte, wie er von meinem Vorhaben unterrichtet sein konnte, wenn er nicht seine Informanten unter den schreibenden Anhängseln von österreichischen Kulturbehörden hatte (und die hatte er), "und als ich diesem Gentleman so geantwortet habe, wie man mit solch einem Gentleman spricht, das heißt, als ich ihm seinen Platz, unter Ignoranten und Söldnern literarischer Gruppen, zugewiesen habe..."
Die Wahrheit ist, ich habe nichts dergleichen getan, leider nicht, und der Satz stammt auch nicht von mir, sondern von Danilo Kis. Ich habe ihn in senem Buch Anatomiestunde gefunden, das er zur Verteidigung seines Erzählbandes Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch geschrieben hat, der nach seinem Erscheinen 1976 in die Mühlen und Intrigen des Belgrader Literaturbetriebs geraten wer, aber statt etwas zu sagen, bin ich schweigend nach Hause gegangen.
(S. 36 f)

© 2004, Suhrkamp Verlag, Frankfurt / M.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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