Franz Schuh
Gasthaus Ederl
Vor den Kellnern empfinde ich ebenfalls Furcht. Sie sind ja auch in der Fremde, in der derzeit meine Ernährung stattfindet, zu Hause. Ich lasse mich gerne von der Moral der Kellner täuschen; sie haben ohnedies keine andere als "Ja bitte" und "Bitte gern", vielleicht nur mir gegenüber, weil ich ausschließlich mit dem Areal meines Tisches befaßt bin und niemals aufschaue. Ich bin ein guter Gast und versuche das Gefühl zu erwecken, daß ich bereit bin, mir alles gefallen zu lassen. Das entspricht auch meiner sonstigen Art. Ich verfüge, neben meiner unberechenbaren Angriffslust, zugleich über eine gewisse, stets rege Bereitschaft, rücksichtslos behandelt zu werden. (S. 36)
Herbert J. Wimmer
kariertes tischtuch
go west, sagt der leberknödel und der schweinsbraten bringt sich in sicherheit. jetzt beherrscht der gulaschbrocken das spiel, doch mit einer geschickten vorwärtsbewegung schwappt das bier sich in eine günstige abtauschposition. weiss frisst ein vergiftetes steak, schwarz schlägt unverzüglich den exponierten backfisch und gibt mit dem scheiterhaufen schach. weiss verschmiert sein tiramisu auf dem objekt und bietet eine zigarette an. (S. 57)
(c) 1998, Döcker, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.