Es ist auch deine Sehnsucht nach Bewegung, die dich dieses weite Land so lieben läßt. Auch wenn es sich um ein Substitut handelt, fühlst du dich hier freier als anderswo, hast Freude an der Fortbewegung. In diesem Land, in dem das Auto ein Muß ist, hast du auch keine Schuldgefühle, wenn du es benutzt, sei es auch bloß für kurze Distanzen. (S. 38)
Arm seien sie, die meisten Cajuns, hat man euch erklärt. Katholisch und gläubig, dadurch hätten sie natürlich viele Kinder. Arbeit gibt es hier oben in der Prärie wenig. Gute Zimmerleute sind sie, Fischer und Jäger. Ein paar haben auch Karriere als Musiker gemacht. Denn so schlecht, sagt dein Nachbar, kann es einem Cajun gar nicht gehen, daß er nicht am Wochenend-Ritual festhält, und die "gute Zeit" beginnt eben Freitag abends, dauert oft die Nacht durch, erreicht am Samstagvormittag ihren Höhepunkt, hier beim Nachbarschaftstreffen, das sich später in andere, ähnliche Häuser verlagert oder auch privat weitergeht, Samstagabend dann wieder große Tanzveranstaltung - und Sonntag früh die Kirche. (S. 102f.)
Die Fahrt zum Flugplatz gibt dir auf halbem Weg nochmals die Gelegenheit, bei McDonald's einzukehren, auch wenn ihr nur die Toilette aufsucht. Automatisch hat Rich inzwischen drei Becher Kaffee geholt, den ihr lieber im Auto trinken werdet als hier in der lärmigen Raststätte. Du siehst vom Parkplatz aus noch einmal über das flache Land. Die Feuchtigkeit in deinen Augen kommt nur vom Chicagoer Wind, sagst du ihnen. (S. 248)
(c) 1997, Milena, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.