A. Die Leichen werden an den Armen genommen und auf die Böschung neben der Straße geschleift und aus den Häusern in die Höfe davor, nebeneinander gelegt und aufgereiht wie die Gräber am Friedhof, die unbekannten Opfer der Massaker des Krieges, des Terrors, der Vergeltungsschläge, der blutigen Warnungen an die Lebenden, Namenlosen in benannten und trotzdem unbekannten Orten in Ländern, wo Mord und Totschlag herrscht, überall also, zerbrochene und zur Unkenntlichkeit verkrümmte Körper, die wieder zu einer menschlichen Form gestreckt werden, um sie als Menschen kenntlich zu machen, wenn Fotografen und Kameraleute da sind, sie aufzunehmen als Zeugnis für das Geschehene, und weil es ihr Beruf ist, sie aber von den Füßen her aufnehmen, damit der eingeschlagene Schädel, die klaffende Wunde am Hals, das blöde Gesicht des Todes nicht sichtbar ist, denn sie wissen schon, was die Fernsehanstalten senden und was nicht. (S. 5)
© 1999, Ritter, Klagenfurt, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.