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Leseprobe: Jürgen Benvenuti - "Die Trägheit der Krokodile."

Salarna klatschte sich ein bißchen Aftershave ins Gesicht und ging ins Wohnzimmer. Der Tisch war gedeckt, sogar eine Blumenvase stand da. Manchmal fragte sich Salarna, ob Krokonski nicht doch insgeheim eine Schwuchtel war. Natürlich, wenn man ihn so anschaute, knapp einsneunzig groß, all diese Muskeln und dazu diese furchteinflößende Eisenfresse, konnte man kaum auf so einen Gedanken kommen; dennoch. Diese ständige Kocherei ging ihm manchmal ganz schön auf den Sack. Nicht, daß Salarna etwas gegen eine anständige Mahlzeit gehabt hatte, er war schließlich ein hart arbeitende Mann, aber Kochen war in seinen Augen Frauensache. So sah es aus.
Er setzte sich an den Tisch und wartete, bis Krokonski das Fleisch und die Kartoffeln auf die Teller gelegt hatte.
"Stan, ich glaube, wir sollten wieder auswärts essen."
"Wieso? Du hast das Scheiß-Fleisch noch nicht einmal probiert."
Salarna trank einen Schluck Bier aus der Flasche.
"Darum geht es nicht. Wenn ich dich so anschaue, wie du die Hausfrau spielst, frag' ich mich immer, ob dein Arschloch wirklich noch Jungfrau ist."
Krokonski lächelte. Ein schauderhafter Anblick.
"Solltest du dir nicht über etwas anderes Gedanken machen?" sagte er. "Zum Beispiel, was wir als nächstes unternehmen, nachdem unsere Operation so gut über die Bühne gegangen ist?"
Salarna schnitt ein Stück Fleisch ab und kaute es bedächtig. Er mußte zugeben, daß Stan das Krokodil wirklich kochen konnte.
"Vielleicht hast du recht", sagte er. "Allerdings unternehmen wir in den nächsten paar Tagen gar nichts. Zuerst muß das gesamte Ausmaß des Schadens allen Beteiligten klar werden. Die Presse wird sich auf diese Story stürzen. Dann, wenn unser Gegner in seinem eigenen Saft geschmort hat, statten wir ihm einen neuerlichen Besuch ab."
Krokonski nickte und machte sich über die Kartoffeln her.
Dann, nach einer Weile, sagte er: "Ach, übrigens ..."
"Ja?"
"Du wolltest doch wissen, ob ich eine Schwuchtel bin."
"He, vergiß es", sagte Salarna. "Reden wir nicht mehr darüber."
"O nein", wehrte Krokonski ab, "du hast recht. Schließlich sind wir Partner, und was wäre eine Partnerschaft, wenn man sich nicht vertraut, richtig?"
Salarna nickte und fragte sich, worauf zur Hölle Krokonski hinaus wollte.
"Dachte ich mir", sagte Stan.
Dann nahm er die Bierflasche, biß mit einem widerlichen Knirschen den Hals ab und spuckte ihn auf den Tisch.
Salarna mußte sich zusammenreißen, um nicht auf den Teller zu kotzen.
"Na", sagte Krokonski und grinste mit blutverschmiertem Mund, "würde eine Schwuchtel so etwas machen?"
(S. 39ff)

© 2001, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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