XIX. Lehrer und Schulwart
1.Das schulhaus besitzt fassaden und eine gründungsinschrift, ein garten mit chloroformrosen umgibt es im quadrat. In seinen fenstern spiegeln sich die blauen himmel, in den augen der schüler spiegeln sich die lehrkörper. Das erlebnis des lehrers ist der rohrstock, er ist seine beste suppe.
2.Der schulwart in der küche hat eine serviette unter das kinn gebunden, er ißt kohl mit klößen, er ist der dunkle engel der brennstofflager, er besitzt keinen lederball, er ist der mann der schulwartin.
3.Lehrer pfeifen trillerpfeifen, während schulwarte kohlenkeller betreten.
4.Die lehrer des australischen kontinents tragen den september als hut auf dem kopfe, links aufgekrempt - die des amerikanischen stets in der hand, breitrandig allerdings.
5.einer der lehrer ist ein bergfex, er erklimmt die höchsten gipfel im nu, macht fotografische aufnahmen, bringt dias aus dem urlaube mit und zeigt sie während des unterrichtes. Das wird erdkunde genannt (im gegensatz zur bürgerkunde). Während der pausen rauchen die lehrer filterzigaretten und denken sich noten aus. Frage: Wieviel notiert Willy, wieviel Adalbert, wieviel Friedhelm?
6.In beiden kriegen fielen eine menge lehrer auf dem felde der ehre - ihre vor- und familiennamen zeigen uns marmortafeln, die die schulwarte allmonatlich mit sidol, einem guten reinigungsmittel, säubern.
7.Lehrer verfügen über reichlich freizeit, sie bringen sie auf die verschiedensten weisen zu: die einen radeln, andere botanisieren, manche unter ihnen gehören politischen vereinen an, alle jedoch verfassen pamphlete zur verbesserung der menschheit.
8.Oft auch flüstert der schulwart dem lehrer etwas ins ohr: Aha! ist es also so?! Sogleich bricht das gewölke am firmament auseinander, ein schwamm wischt alles restliche von der tafel des himmels, die mittagsglocke schrillt, lehrer und schüler werfen sich erleichtert in mützen und überzieher. Es ist bereits lenzlich in den straßen, die vögel fliehen die glatten stangen der turnsäle.
(S. 43f)
© 2006, Jung und Jung, Salzburg.