GALA GM 50
Ich stopfte das Bettzeug in die Waschmaschine und drehte den Knopf auf 5. Dann redeten wir eine Weile miteinander. Ich hatte ihren Namen vergessen. Sie sagte, ihr Name wäre GALA GM 50. Sie sagte noch ganz andere Dinge, und dann schüttelte sie sich plötzlich, das Lager leerer Bierflaschen begann zu klirren, und sie machte Anstalten, quer durch die Küche zu spazieren.
Ich sagte nur: "Die Garantie ist abgelaufen."
"Mach' dir um mich keine Sorgen", antwortete sie.
Ich ging nach draußen und stellte das Radio auf 103,8.
Sie begann zu tanzen. (S. 33)
Er saß in seiner Stube unterm Glockenturm. Direkt über ihm hatte sich die Köchin Anna das Leben genommen. Wie oft dachte er an sie, um zehn Uhr in der Nacht, wenn ihn Pfarrer Blitz entlassen hatte. "Feierabend", pflegte der Pfarrer zu sagen, "Karli, mach' Feierabend." Er erinnerte sich an den Tag, an dem sie sie abgeschnitten hatten. Vier Jahre war das jetzt her. Die Leute sagten, sie wäre ihm Mutter gewesen. Er hatte sie immer MEINE SCHWESTER genannt. MEINE GROSSE SCHWESTER ANNA.
Er hörte Pfarrer Blitz im Zimmer unter sich. Er kannte dieses Geräusch, wenn der Pfarrer den Wandschrank öffnete. Er hörte ihn sein Bettzeug aufschütteln. Er glaubte, ihn in der Bibel blättern zu hören. Vielleicht war das nicht die Bibel, vielleicht war das etwas anderes ...? Er hatte ihn keuchen gehört, danach Schnaps trinken, und jetzt hörte er ihn schnarchen. (S. 86f.)
© 1998, Edition Selene, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.