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Leseprobe: Benedikt Ledebur - "Poetisches Opfer"



I

sobald sich aufsetzt, was auf dem fußt, was ich meine,
verzieht das seine miene, was handelnd auftritt, zu spielen.
keine rollen, die nicht auswendig von sich sagen,
was ihnen fehlt, die gründe, sich so aufzuführen,
sind andre sinne, die sie auf sich gerichtet glauben.
die muster für das ganze ziehen sie aus stücken.

die meiner vorstellung entsprechen in losen stücken,
sie sollen vorsätze erfüllen, wie ich meine.
was selbst im text am vorhang webt, muß daran glauben.
verzeiht mir, was sich wandelnd austritt, statt zu spielen,
was nur die wiederholung schminkt, statt zu verführen.
mir fallen kulissen um im rücken, nicht ein zu sagen.

es ist kein drama, wenn schöne bilder nicht aussagen,
wofür sie stehen. berührt mich, was sich haut in stücken,
kann jeder blaue fleck schmerzvoll zur einsicht führen,
daß ich vom seh- und hörvorgang ja fälschlich meine,
daß sie für alle gegenstände die rollen spielen,
die wir ihnen vorschreiben, wenn wir an sie glauben.

was mir den kopf verdreht, mich legt, muß ich auch glauben.
wie soll ich den aus der schlinge ziehen, der alle aussagen
auf sie bezieht! ich kann auf diesem boden nur spielen,
daß schnüre, die mich bewegen nach vorgefaßten stücken,
mit ihm verknüpfen, sodaß ich frei zu sprechen meine.
wie, der weg zieht, mich hängen läßt, statt mich zu führen.

ich spreche dich an, du folgst mir, wohin die schritte führen.
ich lenke sie in die richtung, von der wir beide glauben,
daß sie zum ziel führt. du trägst die kleider, wie ich meine.
ich öffne den mund und hole luft, um dir zu sagen,
daß ich die flut der worte nicht aus freien stücken
gebrauche, sondern daß sie mit mir verstecken spielen.

die maske, die, was wir sehen, bildet, darin zu spielen,
kann auf bestimmtes verzichten. es würde zu nichts führen,
hier anzugeben, wie in vielen bekannten stücken
sich neu verkauft, woran wir schon immer alle glauben.
ich kann der bühne, die manches festlegt, nicht entsagen.
daraus läßt sich nicht schließen, was ich auftretend meine.

sind requisiten meine, die mich zwingen zu spielen?
ich kann vorher nie sagen, wohin sie mich führen.
ich will im alten aber glauben, aufgehn in stücken.
(S. 38f.)

(c) 1998, Ritter, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

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