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Anonym: Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber

Gelesen von Ulrike Beimpold
ISBN: 3-89813-017-7
Spielzeit: 74 Min.
Der Audio Verlag, MDR 1999

Wein, Weib, Gesang, Kunst. Das ist die Losung für das Wien der Jahrhundertwende. Wobei die Betonung bei "Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber" natürlich auf Weib liegt. Josefine Mutzenbacher ist eine Wiener Prostituierte mit Schmäh, eine, die "das Vögeln einfach nicht lassen kann". Die Erfolgsgeschichte der Mutzenbacher begann 1906, als das Buch "Josefine Mutzenbacher, die Geschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt" erschien. Wer das Buch geschrieben hat, ist bis heute ein Geheimnis geblieben, vielleicht war es Felix Salten. "Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber", quasi die Fortsetzung, ist erstmals in den 1930er Jahren erschienen - und ebenfalls ist nicht klar, von wem es stammt. Ulrike Beimpold liest nun auf der im Audio Verlag erschienen CD Ausschnitte aus dem Buch.

365 Liebhaber sind zuviel für eine Rezension. Begnügen wir uns mit dreien: mit Feri, Igi und Maxl.
Auftritt Feri, der wilde ungarische Offizier. Er schafft das Kunststück, die Josefine auf einem Pferd zu vögeln. Liebe zu dritt, gewissermaßen. Feri ist ein wilder Hengst, aber er hat auch ein Herz für seine Untertanen. Ein Bauernmädchen, vom Gutsherren Feri beim Diebstahl einer Melone ertappt, wird zur Strafe ein bißchen gevögelt. Die Melone darf sie sich zur Belohnung behalten und ein Ferkel bekommt sie auch dazu. Der Josefine hats gefallen, im ungarischen Sommer, mit den ungarischen Männern, auch braun ist sie geworden. Aber der Feri ist doch nicht der Wahre für sie, er hat zuwenig Geld.
Auftritt Igi. Ein reicher Bankier. Ein bißchen schüchtern, ein bißchen tolpatschig, aber ganz nett. Er nimmt sie zum Semmering mit, für 3 Tage. Standesgemäß wird im Panhans logiert. Natürlich in getrennten Zimmern, wie es sich gehört. Doch der Igi ist einsam am Abend, schleicht sich ins Zimmer der Josefine, zögernd, ängstlich. Aber die Mutzenbacher weiß, wie man mit Männern umgeht, und es klappt: der scheue Igi läßt sich gehen. Aber auch mit ihm wird's der Mutzenbacher schnell fad, Igi wird abserviert.
Auftritt Maxl. Die Josefine wird Geschäftsfrau und eröffnet ein Lokal. Aufs Gastgewerbe versteht sie sich. Billig hat sie die Wirtschaft bekommen. Für einen kleinen Liebesdienst und ein wenig raffinierter Schmeichelei muß sie statt 500 Gulden nur 400 zahlen. Neben honorigen, reichen Männern verkehren im Künstlerparadies, wie sie ihr Lokal mit dem Riecher fürs Geschäft nennt, auch Künstler. Wein, Weib, Gesang, Kunst: die Erfolgsformel eben. Auch Séparées gibt es. Maxl ist Schauspieler und Dichter. Ein Mann mit Phantasie. Jupiter und Leda wird vor den anderen Gästen aufgeführt. Maxl ist der Jupiter, der um die schöne Leda, also die Josefine, die sich nackt auf dem Kaffeehaustisch räkelt, buhlt. Natürlich gewinnt er sie relativ schnell, vor den Augen der Gäste wird die Wirtin von ihrem liebsten Gast Maxl gevögelt.

Ulrike Beimpold läßt sehr plastisch das Wien der Jahrhundertwende auferstehen, ein schönes, dekadentes Universum. Die von ihr in einem warmen, herzhaften Wiener Dialekt gelesenen Episoden, umrahmt von der Musik von Johann Schrammel, machen buchstäblich Lust auf mehr. Mutzenbacher ist die fröhliche, selbstbewußte, hinterlistige Prostituierte, die auf ihren Vorteil schaut. Eine Hure mit Schmäh, die gern vögelt - die gibt es nur in der Literatur.

Originalbeitrag

Peter Landerl
26. März 2002

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