Ich drehe aus seinem glatten, starken, schwarzen Haar kleine Hörner: „Mein Teufel, mein Jüngstes Gericht!“
Gott Pan und Jesus Christus, Achilles, Apoll und heiliger Nietzsche, Fafnir, was alles so ein Mann in sich sah und sieht. Ich ziehe ihn auf mich: „Praxis entspringt aus dem Wahn. Welchen Stil willst du?“
„Witwe und Ehebrecher!“ sagt er genüßlich. Aber dann wird er ernst. Er sagt voll Vorwurf: „Es sind verbindliche Kategorien.“ – „Ein Krampf“, sage ich verächtlich: „Das tun wir uns an, damit versalzen wir uns die Suppen, das baust du so auf.“
Er erhebt sich, ist ernst und verärgert. Nennt mich „Gescheiterl“ voll Zorn und Geringschätzung. „Wenn wir auch sündigen“, sagt er, „unsere Sprache ist die des Glaubens an das Wort, an die Sünde, an die Ewigkeit des Wortes und des Fleisches.“
Ich wackle mit dem Kopf, zucke aber schnell zurück, denn er hat rote Ohren bekommen. Nackt rennt er vor mir herum. Tiefernst. Ich fühle die Zärtlichkeit eines Arztes, der einen Patienten zurückholen will: „Laß uns doch, einfach so …“
(S. 71)
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