Aller Anfang ist schwer, sagte Blumauer zu seinen Freunden Ürdinger und Deuth am Stammtisch beim Kirchenwirth in Munderfing. Wer weiß das besser als ein Rentner oder Pensionist.
Ja, sagte Ürdinger, aber ist es nicht gerade umgekehrt, daß den Neopensionisten das Aufhören schwerfällt? Der Pensionsschock kommt doch daher, daß einer mit der neuen Situation nicht fertig wird, weil er mit sich und der Welt nichts anfangen kann, nachdem man ihm die Arbeit, die einem Langgedienten doch zur Spielerei geworden ist, weggenommen hat.
Er ist wohl damit – wenn ich ein Bild gebrauchen darf und ihr mir eine Metapher gestattet – so ähnlich wie mit einem alten Gewölbe. Es ist die Belastung und die Last, die auf dem Gewölbe liegt, die es aufrecht hält. Man muß schwächelnde Gewölbe belasten, wie jeder Baumeister weiß, um sie zu erhalten. Wenn man sie entlastet, und die Gewichte von ihnen nimmt, brechen sie alsbald zusammen. Auch den Brieftragern, die die Tasche ablegen, bekommt diese Entlastung nicht immer. Eine Entlastung „zu Lasten der Briefträger“! Bei den Pensionisten gilt das dritte als das verflixte Jahr, wo mancher abtritt. Wer die kritischen ersten drei Jahre überstanden hat, hat sich im neuen Zustand eingerichtet, er ist „in der Pension angekommen“, wie gern gesagt wird, und er hat gute Chancen, als Pensionist alt zu werden. Gut haben es in dieser Hinsicht die Eisenbahner, die oft schon vor dem 50. Lebensjahr in Pension gehen dürfen. Ein so junger Mensch stellt sich leichter um und gewöhnt sich im neuen Lebensabschnitt ein, sucht sich vielleicht auch noch einen neuen „Lebensabschnittspartner“. Manch einer hat in der Pension einen neuen Beruf erlernt und angefangen. Oder ein sogenanntes „Seniorenstudium“ begonnen …
(S. 271f)
© 2011 Residenz Verlag, Salzburg.
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