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Gustav Ernst: Zur unmöglichen Aussicht.


Leseprobe:

Kennen Sie Amy Winehouse? Winehouse?, sagte ich. Ja, sagte er Amy Winehouse. Nein, sagte ich. Eine Sängerin, die vor Jahren, egal, sagt Kagraner. Jedenfalls höre ich dieses Lied. Aber nicht nur das höre ich, sagte er, sondern auch eine Männerstimme, die leise mitsingt. Ich drehe mich um, und da sehe ich zwischen den Regalen einen jungen Mann stehen und vor ihm eine junge Frau, und er singt ihr dieses Lied vor. Sie müssen sich vorstellen, sagt Kagraner, sie steht mit dem Rücken zu den Gurken- und Pfefferonigläsern, er zu den Spaghetti- und Cannellonipackungen, und er hat auch etwas in der Hand, sagt Kagraner, einen Joghurtbecher oder eine Milchpackung, und singt, und da begann auch Kagraner zu singen: We only said goodbye with words I died a hundred times/ You go back to her/ and I go back to us/ I love you much/ It’s not enough/ you love blow / And I love puff. Und ich konnte meinen Blick nicht abwenden von diesem Bild, sagte Kagraner, können sie sich das vorstellen? Ein junger Mann und eine junge Frau stehen da, mitten im Supermarkt, ohne sich zu berühren, er sieht ihr in die Augen, sie sieht ihm in die Augen, und er singt dieses Lied, ganz leise, ganz hingegeben: We only said goodbye with words I died a hundred times. Unwillkürlich musste ich lächeln, sagte Kagraner. Und da entdeckten sie mich und lächelten zurück, ohne dass der junge Mann zu singen aufgehört hätte. Und so standen wir uns eine Weile gegenüber, sagte Kagraner, verstehen Sie, eine etwas groteske Situation, ich mit meinem Tiefkühlspinat in den Händen, er singend mit seinem Joghurtbecher, und wir lächelten und lächelten. Ehe er sich wieder abwandte und der jungen Frau zu und weitersang, und ich zur Kassa ging und das Lied nur mehr über den Lautsprecher hörte. Und mir kam vor, sagte Kagraner, dass ich, als ich den Supermarkt verließ, immer noch lächelte.

(S. 188f)

© 2015 Haymon Verlag, Innsbruck

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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