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Philipp Rohrbach, Niko Wahl (Hg.) Austria – Österreich. A Soldier's Guide – Ein Leitfaden für Soldaten.

Übers.: Evelyn Steinthaler.
Wien: Czernin 2017.
29 S.; geb.; m. Abb.; Euro 15,-.
ISBN 978-3-707-60603-4.

2016 zeigte das Volkskundemuseum in Wien die Ausstellung "Schwarzösterreich. Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten". Bei Ihrer Arbeit entdeckten die beiden Kuratoren Philipp Rohrbach und Niko Wahl eine kleine Broschüre mit dem Titel "Austria – A Soldier's Guide / Österreich – Ein Leitfaden für Soldaten", eine Art Handreichung für die Angehörigen der amerikanischen Befreiungstruppen mit Informationen und Verhaltensanweisungen für ihre Zeit in Österreich. Herausgegeben wurde der Guide von der "Information & Education Section" des "Mediterranean Theater of Operations, United States Army", der Verfasser ließ sich bislang nicht eruieren. Naheliegend ist die Vermutung der beiden Herausgeber, es habe sich dabei um einen österreichischen Emigranten gehandelt, der sich eine emotionale Nähe zur alten Heimat bewahrt hat. Politisch lässt sich der Verfasser vielleicht im Lager des Austrofaschismus vermuten. Die blutige Niederschlagung des Arbeiteraufstands vom Februar 1934 wird als Teil der Vereinbarung mit Mussolini dargestellt, der Dollfuß gezwungen habe, "eine Konfrontation mit den Sozialisten anzuzetteln" (S. 26). Den Beginn der "intellektuellen Hungersnot" (S. 36) datiert der Verfasser erst mit dem Jahr 1938

"SIE kommen als Mitglied der alliierten Streitkräfte nach Österreich, als Sieger und Befreier." Das ist der erste Satz des Vorspanns, der diese Doppelrolle der Befreier ebenso umreißt wie die Tatsache, dass die NS-Ideologie mit der militärischen Niederlage nicht aus der Welt ist. Es folgt eine kurze Überblicksdarstellung "Das Gebiet Österreichs", in der die Form des Landes mit einem Schuh verglichen wird, vor allem aber bemüht sich der Autor, immer wieder Relationen zu englischen und amerikanischen Gebieten und Städten herzustellen, indem er etwa darauf hinweist, dass Wien "viermal so groß ist wie Cincinnati" (S. 25).

Nach einem kurzen historischen Abschnitt "Vor der deutschen Okkupation" folgt das Kapitel "Der Anschluss und danach". Wie die Herausgeber in ihrer Einführung darstellen, wird hier versucht, Österreichs Schuld und Beteiligung am NS-Regime eher kleinzureden. Unter den Schergen in den Konzentrationslagern, heißt es etwa, waren zwar einige "österreichische Nazis", "aber die meisten waren Deutsche" (S. 29). Die Darstellung des Nationalcharakters "Wie die Österreicher sind" fällt auffällig klischeehaft aus, nüchterner gehalten sind die Kapitel "Ein paar nützliche Hinweise", "Do's" und "Don'ts". In eine der hier versammelten konkreten Handlungsanweisungen hat sich ein – im Sinne des damaligen Zeitgeists – Freud'scher Druckfehler eingeschlichen. "SEIEN SIE NICHT sentimental. Wenn die Zustände für die Österreicher hart sind, müssen Sie [sic] selbst die Verantwortung dafür tragen." Das großgeschriebene "Sie" überträgt die NS-Schuld grammatikalisch auf die Soldaten der Befreiungsarmee.

Angefügt ist eine "List of Phrases", versehen mit faszinierenden lautlichen Umschreibungen der deutschen Wörter, aus denen man etwa erfährt, dass "BREW-kuh" offenbar eine englische Aussprache-Hilfe für "Brücke" sein kann, oder "NA-huh" für "nahe".

(RED)
03. April 2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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