Leseprobe
„Liebe Leute, sagt David, ich will offen sein. Ich bin traurig darüber, dass das hier zu Ende geht, und ich gebe zu, ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommt. Ich war hoch skeptisch. Ich habe mich gefragt, was es auf sich haben soll mit einem Dokufilm, in dem auf der einen Seite international bekannt gewordene Fälle vorgestellt, andererseits fünf Grünschnäbel wie wir Betroffenheitssätze oder sonstige Banalitäten von sich geben würden. Wie sollte das zusammenpassen, habe ich gedacht, sollten wir etwa dazu angehalten werden, uns und Valeria wichtig zu nehmen? Sturm, ganz ehrlich, ich habe dein Projekt für Schwachsinn gehalten. Schaut euch auf der Welt um, da ist der Teufel los. Und wir sollen uns mit etwas aufhalten, was fünfzehn Jahre zurückliegt? So habe ich gedacht. Und noch heute denke ich: Dass Zusammenstehen bei Valeria ist doch im Vergleich zu dem, was du mit deinem Film sonst erzählst, und zu dem, was da draußen los ist, eine Selbstverständlichkeit gewesen. Ein paar Wochen für jemanden, den ma gut kennt, den man mag und vielleicht sogar liebt, da zu sein, das ist doch nichts Besonderes. Es ist eine Kleinigkeit, es ist das Mindeste, was uns geboten ist, oder? In dem Zustand, in dem die Welt derzeit ist, verlangt sie nach einem ganz anderen Maß an Solidarität.
Nicht Äpfel mit Birnen verwechseln, bitte, sagt Sturm mit Nachdruck.
Und wie es etwas Besonderes war!, ruft Klara in die Runde. Valeria hat es als etwas Besonderes erlebt und das gilt!“
(S. 202 f.)
© 2014 Limbus Verlag, Innsbruck