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Cornelia Travnicek: Junge Hunde.

Roman.
München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2015.
240 S.; brosch.; Euro 15,50 (A).
ISBN
978-3-421-046-284.

Autorin

Leseprobe

Eltern. Lange Jahre hindurch sind sie Mama und Papa, Mutter und Vater. Erst im jungen Erwachsenenalter fragen wir uns: Was habe ich von diesen Leuten mitbekommen? Was bewundere ich an ihnen? Welche Eigenschaften möchte ich auf gar keinen Fall übernehmen?
Die Protagonisten in Cornelia Travniceks Roman „Junge Hunde“ stecken mitten drin in diesem Abnabelungs- und Selbstfindungsprozess. Dabei haben Ernst und Johanna – Freunde seit Kindertagen – völlig unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen. Während Johanna das leibliche Kind ihrer Eltern ist, wurde Ernst von den seinen adoptiert. Zwar weiß er darüber schon seit langem Bescheid, doch nun – als Student – beginnt die Frage nach seinen Wurzeln an ihm zu nagen. Seiner Erscheinung nach sieht er aus wie ein Chinese. Unübersehbar ist also die Tatsache, dass er nicht der Nachwuchs seiner Erziehungsberechtigten sein kann. Die Frage nach seiner Geburtsmutter lässt ihn nicht los, ebensowenig die nach seiner Heimat. Er macht sich auf eine Reise in das Land seiner Geburt auf, nur um erleben zu müssen, wie fremd er sich dort fühlt. Zwar hat er in Österreich Chinesisch gelernt, doch vor Ort versteht man seinen Akzent nicht und behandelt ihn wie einen Fremden.

Während der Jugendfreund fort ist, hat Psychologiestudentin Johanna selbst mit dem Erwachsenwerden zu kämpfen. Ihre Mutter hat sich jeder Verantwortung entzogen und ist seit einer Weile in Peru, um dort an Sozialprojekten mitzuwirken. Währenddessen wird Johannas Vater, der in Niederösterreich lebt, zunehmend dement. Er kann nicht mehr alleine im Einfamilienhaus wohnen und soll in einer Wohngemeinschaft untergebracht werden. Johanna ist es, die sich um den Hausverkauf kümmern und durch das alte Gerümpel wühlen muss. Alte Notizbücher und Zeitungen tauchen auf. Und eine Postkarte, die Johannas Leben auf den Kopf stellt. Geht es nach dem Datum auf dem Schriftstück, hat ihr Vater ihre Mutter erst kennengelernt, als diese längst mit Johanna schwanger war. Ein Unbekannter ist ihr Erzeuger. Wie soll sie ihrem Vater gegenübertreten, den sie nun als einen „Lebensabschnittsvater“ sieht? Wie ihrem Bruder, der plötzlich nur ein Halbbruder sein könnte?

Die Handlung des 238-seitigen Romans plätschert langsam vor sich hin. Die gegenwärtigen Situationen der Protagonisten bilden eine Art Gerüst, dazwischen wird der Text mit zahlreichen Rückblendungen verdichtet: Gemeinsame Erlebnisse aus der Kindheit werden mit Feingefühl geschildert, hinzu kommt die bildhafte, pointierte Beschreibung von ganz alltäglichen Situationen. Literarisch eindrucksvoll schildert die Autorin etwa, wie Johanna mit allen Sinnen einen Apfel aus dem Garten ihrer Eltern genießt.
Genau diese Mischung aus Tempo und Innehalten, aus Unterhaltung und literarischer Präzision zeichnet den zweiten Roman der niederösterreichischen Autorin Cornelia Travnicek aus. Nach ihrem ersten Roman „Chucks“ wurde sie 2012 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt für eine Passage aus „Junge Hunde“ mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Emily Walton
16. Dezember 2015

Originalbeitrag.
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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