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Leseprobe: Andrea Maria Dusl - Channel 8

Wenn du dich verliebst, Nina, dann redest du, flirtest, machst rum und dann irgendwann schlägt der Blitz ein. Aber bei mir hier hat der Blitz eingeschlagen ohne reden, ohne flirten, ohne irgendwas. Ich weiß noch nicht einmal, wer es ist. Das ist doch crazy! So ist es doch. Du verliebst dich. Peng. Ganz normale Sache. Nur – bei mir hat's peng gemacht und ich weiß nicht mit wem. Ich weiß nicht mal, ob diese Person überhaupt existiert! Das ist doch krank! Nina sagte jetzt nicht ja, aber indem sie nichts sagte, schrie sie Valentin geradezu an. Ja, du Dodel, schrie das Nichtsagen aus Nina, du bist aufrichtig verwirrt, daran gibt es keinen Zweifel, du gehörst auf die Couch, Burschi, aber das wird schon wieder, das richten wir. Wir hören dir ein bisschen zu, fahren mit dir ins obere Russland, in die Stadt an den Kanälen, und dann helfen wir dir dabei, die Partikel deiner Verwirrtheit aufzulesen. Das machen Freunde, und wenn sie einander lieben, tun sie das sogar gerne. Das sagte Nina, indem sie nichts sagte. Und dann kramte sie in den Tüten ihrer Mädchenerinnerungen und zog eine Geschichte hervor. Und erzählte sie. Von Besterfreundin zu Besterfreundin. Eine Geschichte aus dem Ninauniversum.

Wie ich sechzehn Jahre alt war, hauchte Nina mütterlich, habe ich mich unsterblich in Johnny Depp verliebt. Es war dieser Blick von ihm in Arizona Dream. Dieser eine Blick in dem Kusturicafilm, peng hat´s gemacht mit der kleinen Nina aus Petrzalka-Pozsonyligetfalu und weg war sie. Siebzehnmal hab ich mir den Film angesehen, und er hat ganz mir gehört. Es war mein Johnny, mein Johnny forever, mein Mann, mein Held. Es sind die Bilder, die uns verwirren, Valentin. Wir leben in einer Welt der Bilder, wir wissen nicht, wo die Wirklichkeit aufhört. Wir haben Erinnerungen an Dinge, die wir nie erlebt haben. War das wirklich Johnny Depp, wie ich sechszehn war? Nein. Es war meine Idee von Johnny Depp, mein ganz eigener Johnny Depp. Mein Ninadepp. Und bei dir, Valentin war´s nicht Johnny Depp, und du warst nicht sechszehn, sondern es ist jetzt, fucking now, es ist irgendeine Russin, die über den Bildschirm geflitzt ist, irgendwann, als du ferngesehen hast. Und es hat klick, es hat boom gemacht, verstehst du. Ein Sender ist sie, sagst du. Was, wenn all die Tausenden. Millionen Menschen da draußen alle Sender sind. Jeder ein eigener Sender, mit einem eigenen Programm? Niemand weiß davon, jeder hat sein eigenes Programm. Tagein, tagaus. Jeder sein Programm.
(S. 142f)

© 2010 Residenz Verlag, St. Pölten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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