Bilder: © Lukas Dostal
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Lutz Seiler in seiner Jurybegründung
Bleutges Gedichte befreien die Natur im Gedicht von den üblichen metaphorischen
Rahmungen; mit einem sanften, fein rhythmisierten Sprechen, das sich vom Schauen
und Hören leiten lässt, erreicht er eine besondere, vollkommen eigene Bildqualität.
Ich sehe in Bleutges Werk einen vielversprechenden Ansatz für die Erneuerung des
sogenannten Naturgedichts; allerdings ist der Begriff ohnehin unbrauchbar, also besser:
für die Erneuerung von Natur-Wahrnehmung in der Sprache des Gedichts. Seine Gedichte sind bis ins Detail ausgearbeitet, feinstes Gewebe.
Kulturministerin Dr. Claudia Schmied über die Wahl des Preisträgers
In den vergangenen Jahren lag der Focus bei der Vergabe des Erich Fried Preises
vor allem beim Roman und so freue ich mich besonders, dass 2012 mit Nico Bleutge
wieder ein Dichter diesen renommierten Literaturpreis erhält. Er setzt damit die
Reihe der Lyriker unter den Fried-Preisträgern, die von Robert Schindel über Elke Erb
zu Oskar Pastior und Peter Waterhouse führt, fort. Mit seinen beiden Büchern klare
konturen und fallstreifen beeindruckt er Kritik und Lesepublikum gleichermaßen und
zeigt uns, was Gedichte sein können: nämlich sprachliche Präzisionsinstrumente
der Wahrnehmung.
Nico Bleutge, geb. 1972 in München, arbeitet als Lyriker, Essayist, Librettist und Literaturkritiker.
2012 wurde auf der Biennale in München die Oper Wasser uraufgeführt,
zu der er das Libretto verfasst hat. Sein dritter Gedichtband erscheint im Frühjahr 2013
bei C.H. Beck. Nico Bleutge lebt in Berlin.
Werke: klare konturen. Gedichte (2006), fallstreifen. Gedichte (2008), Wasser. Opernlibretto (Komposition von Arnulf Herrmann), 2012.
Auszeichnungen (Auswahl): Wilhelm-Lehmann-Preis (2011), Anna Seghers-Preis (2006), Hermann-Lenz-Stipendium (2006), open mike der Literaturwerkstatt Berlin (2001)
link: Erich Fried Preis-Chronik