logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte
© Lukas Dostal



Judith Nika Pfeifer, geb. 1975, Kommunikations- und Sprachwissenschaftlerin, schreibt Lyrik, Prosa, szenische Texte. Transmediale Kunstprojekte, z. B. Automatenliteratur, Sisi Projekt, poems in situ @ Jenny Holzer’s Blue Purple Tilt exhibition, Edinburgh. Auszeichnungen u. a.: 2010 DOC-team-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2012 Reinhard-Priessnitz-Preis. Zuletzt erschienen:
„nichts ist wichtiger. ding kleines du“ (Mitter, 2012).
http://www.judithpfeifer.com





ANDERNORTS
blickdicht


nachts psychonautisch
in den weißräumen
unterschlupf finden

(vor dem alphabet)



FLUGS

es (uns) gut machen, zeitmaschinenattitu?de(n)

der wind macht die luft tanzen:
und wir: uns überatmen

und uns überfließen wir
lauschen nach be lieben

uns die herzen schlagen
ganz ohne blutvergießen

flogen uns zweifel aus
dem fenster die flügel stärken

oder den flugwesen (uns) ein
kalenderblatt abreißen es

anmalen und frisch ergrünt
ankleben wie sich welt

zurechtmacht und uns



BITCHES BREW, BRÜTEN ÜBER

fritz ostermayer remix


der jazz ist eine wanderung
die wanderung ist eine alltime-religion
die alltime-religion ist ein lebensmittel
das lebensmittel ist ein mangobaum
der mangobaum ist ein herzzerreissendes solo
das herzzerreissende solo ist eine gemähte wiese
die gemähte wiese ist eine wolke
die wolke ist eine singende billie
die singende billie ist eine seele von mensch
die seele von mensch ist eine in-die-knie-zwingerin
die in-die-knie-zwingerin ist eine shouterin
die shouterin ist eine nachtigall
die nachtigall ist eine amsel
die amsel ist eine lerche
die lerche ist ein huhn
das huhn ist ein kleiner dinosaurier
der kleine dinosaurier ist ein gedicht
das gedicht ist ein saftiges steak
das saftige steak ist nicht vegetarisch
das vegetarische steak ist ein chilli con soja
das chilli con soja ist ein bitches brew
bitches brew ist ein traum
der traum ist ein miles
der miles ist ein segen
der segen ist ein jimi
der jimi ist ein einziges spiel
das einzige spiel ist ein wunder
das wunder ist ein rätsel
das rätsel ist minimal music zum abbusseln
minimal music zum abbusseln ist alles und ekstase
alles und ekstase ist der wahre jazz von heute
der wahre jazz von heute ist vielleicht die durchgeknallte elektronik eines ben frost
die durchgeknallte elektronik eines ben frost ist vielleicht was neues
das vielleicht neue ist vielleicht toll
das vielleicht tolle ist nicht für alle immer zu herzen gehend
zu herzen gehend ist sonny sharrocks portrait of linda in three colors, all black
zu herzen gehend ist valerio cosi‘s i walk alone
zu herzend gehend sind die dirty notes
die dirty notes kommen auch aus dorfmusikkapellen
dorfmusikkapellen liegen manchmal daneben
doch the creator has a masterplan von pharoah sanders
im masterplan sind our prayers von albert aylers und eben auch die dorfmusikkapellen
dorfmusikkapellen liegen manchmal daneben
manchmal daneben liegt man auch bei wanderungen
der jazz ist eine wanderung



CLUBLIEBE


am zweiten tag
den ersten mut
trinken wir uns



ENTRANCE / EN TRANCE

welcome to the club ft. herbert j. wimmer

das glÜck in den ohren schmuggelt verse aus musikern von weit unter hautfarben über
bass lines in rhythmischen pulsen impulsen über blutplättchen im überall ein herzschlag
der ist unser mehr ein fühlen

aus betrunkenen trompeten in assoziationen clap your hands weil kein anderes
instrument (zur hand ist) scatten so trägts uns an die ränder an denen sich was denn
zeigt das universum das unbekannte in bewegung machen sounds (uns) in moves

und so buchstäblich verjazzt diese sexy körper in achtelnoten zwischen breaks und
hips im wechselspiel say yeah trotzdem den beat fühlen ganz ungebunden für einen
song der uns zuhört hinauf und hinunter von einem

ton zum nächsten auf der verminderten quint flattet fifth führt übers bauchgefühl an
die enden der affairen young and dangerous als kontrapunkt zum mainstream für die
experimentierfreudigen in auschnitten an die sinnlichkeit so ein bass

so ein saxophon so ein piano wenn es klimpert wenn es klimpert von den fingern die
liebe lassen sie in glückliche breaks wandeln das bisher gewesene in den immer anders
schwingenden körpern neu finden ohne zu wiederholen doch kind of blue

auf linien aus dynamischen dreiecken und vierecken oder zweiklängen im
grundrhythmus in den akkordfolgen in den phrasierungen in voller lautstärke
variationen ein knistern eine raserei ein taktstrich ein heartbeat im

off-beat in den synkopen ein vibrato mehr oder weniger schnell tanzbar in den höhen
und tiefen ja ja im fleisch im blut mit la-la und wa-wa den hits and tits revival im jungle
für die charts für alles und nichts in kontrasten in durchgehenden beats

oh so ganz ohne wörter die szenen und welten in den wu?nschen und sätzen den
nonverbalen den unausprechbaren subtexten und universellen in den knochen und
zwerchfellen but it‘s a great excitement getriggert von wie-sich-die-welt-dreht an den

wendepunkten luftgewellt ein schwellen unabschließbar im vorwärts zwischen
denkaufhören und feeling wunschkonzärtlich in den seemannsbräuten in den
seefraubräutigamen ein hüpfen im blauen klammer auf clubmeer klammer zu



KLING

lady day one 2 auf
tanz im background
three 4 sing sang
nach links hip nach
hip rechts im audi
torium 1 zahn
wellen reih weiß
lipp nah am
haar plüsch play
zweites set gin
im fallen schnell gin
noch 1x klang
würfel kling eis
solo hals gegend
finger zart durch
hände regen gewimmel
einmal tanz flächen
rauschen am meeres
boden bitte tief
unten 2 schick schicke
lack schuh kragen
weiten 70ies was
= das leben tanzen
das schlimme singen
davon singen & sharen
& scheinen lady shine
wie wenig sich fragen
von antworten trennen
lassen und vice versa


gespräch mit miles davis



FERIENWOCHENPLAYLIST


freitag: himbeerspuren am t-shirt, jean-luc nancy, ein noch nie da gewesener freitag, ausgehen. samstag: toller morgen wieder, mich immerzu selbst alles fragen, nur bei der wahrheit bleiben, was nicht im kopf, kommt noch rein oder sonstwohin. sonntag: den sommer eröffnen am wasser im wasser, nach vorne blicken dem montag ein d dazwischentun, einen tag fu?r die sterne reservieren. montag: ausgehen, den weltschmerz ausblenden, davor bisschen youtuben. dienstag: ein noch nie dagewesener dienstag, was fehlt, sonnig bleiben, ausgehen. mittwoch: billie god bless 1x, dahinter die bläser schunkelnd (lenken ab), noch 1x, großartig, erdbeerzeit oder spargel, dazwischen einschlafen, dann zu gyöngyi, wie neu. donnerstag: musik, ein gedicht, noch ein gedicht, eis mit ulli, ausgehen, musik.




SPEICHENGERÄUSCHE

fraumannfahrrad

begonnen habe es damit: er
hätte früher absteigen sollen
nein oder er hätte früher was
sagen sollen zum beispiel er
wolle absteigen nein begonnen
habe es damit er: sei aufgestiegen
wie jeder mensch sie habe
gewackelt nein nicht sie nein er
habe gewackelt aber sie als erste
genau so wäre es gewesen
so sehr und als erste habe sie
gewackelt er würde sich nicht
wiederholen nix nein er kenne sich
nix gar nicht aus sie sei doch wohl ein
depp er sei selber einer und sie:
begonnen habe es damit: er sei schon
falsch aufgestiegen gar nicht nix ganz
normal sei er aufgestiegen nein
begonnen habe es damit: er hätte
erst gar nicht aufsteigen sollen



BLAUT

blues


es blaut so
blau wohin
es will
blaut es
als ob es
den himmmel
schwanken
macht



LIPPESGEDICHT

ich lipp dich so

lipp so lipp mich
doch lippst du
mich lipp ich
dich allerlippst



ENCORE

dann fressen ihn die raben


im fallen schreien als
gefallene/r gefressen
von raben im sumpf
ein dumpfes geplumps


das ende der geschichte ist rund oder ein vakuum



WIEPERSDORF


manchmal passiert auch minutenlang gar nichts



ES FLOGEN HERZEN

goethe frauenheld protokoll


war der denn wirklich so
sexy der na der hat ihnen
die reifröcke übern kopf
zusammen gebunden und
dann sind die da herum
in ihren höschen im schloss
park und konnten nichts
sehen und sind gegen die
bäume geknallt also ach
is ja witzig und dann ging er
für längere zeit ins ausland
schrieb und schickte briefe


© JUDITH NIKA PFEIFER, 2014

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...