Leseprobe (S. 70/71)
Anna Na hat so eine vage Idee, eine Dichterin zu erfinden, die kein Mensch ist und die den blöden Alltag nicht zu fürchten hat. Sie lebt selbst in der Welt, die sie eigentlich erfindet. Und die lästige andere Welt, in der Anna Na sich mit allem Möglichem herumschlägt, nur selten mit der reinen Dichtung, kommt im Leben der Dichterin Anna gar nicht vor. Anna ist eine leuchtende und eindrucksvolle Person, der nicht eine Spur von den Hemmnissen eines alltäglichen Lebens anhaftet. Im Leben der Dichterin Anna gibt es keine tropfenden Wasserhähne und leckenden Gasrohre, die in ihrem Gefolge Handwerker ins Bild bringen, die in ihrem Gefolge wieder Schmutz und Kübel mit Wasser und Spülmittel und all diese phantasielosen unsauberen langweiligen Elemente ins Bild zerren, das auf diese Weise nie zu flirren anfängt. Die Dichterin Anna wird nie in ihrem hehren Tun, dem Dichten, von dem schalen Schmutz weltlichen Tuns, dem Nichtdichten (= essen, trinken, einkaufen, abstauben, verdauen, Bus fahren, Briefmarken kaufen in diesem häßlichen betönernen Post Gebäude und all das, was hier nicht aufgezählt werden kann und nicht zum Dichten gehört) in ihrer schönen, angenehmen und rein erfreulichen Erscheinung beeinträchtigt werden.
© Verbrecher Verlag, Berlin.