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Thomas Ballhausen: Lob der Brandstifterin

Erzählung.
Wien: Edition Atelier, 2013.
Reihe: Textlicht
60 Seiten; brosch.; EUR 7,95.
ISBN 978-3-902498-79-3.

Autor

Lese/Hörprobe

Investigative Eleganz

Thomas Ballhausens Erzählung „Lob der Brandstifterin“ folgt keinem Plot im herkömmlichen Sinn, eher einer Spielanleitung, einem Regelwerk, vergleichbar jenem, das sein Protagonist zu beachten hat. Sein Spiel heißt Verfolgung, Jagd, Spionage, dem Publikum eröffnet das ein unterhaltsames und erkenntnisreiches Spurenlesen.

Ausgerüstet mit einer Poesie ansehnlichen Kalibers und einer Weltsicht wie durchs Vergrößerungsglas lässt sich Ballhausens Ich-Erzähler auf den Ablauf dieses Spieles ein, anstatt sich durch ein ihm angedichtetes Schicksal zu quälen. Angestiftet wird er von einer ominösen Frau (einer Komplizin von André Bretons Nadja?), die gerade soviel von sich zu erkennen gibt, dass die Spurensuche im Schwarz-Weiß eines Film-Noir zur eigentlichen Attraktion wird. Ihre knappen Hinweise, an Stellen gekritzelt, wo sie gar nicht hingehören, decken die Spesen des Schnüfflers, weshalb er seine Fahndung nach einer Wärmequelle entlang biologischer Fingerabdrücke, die sich immer wieder als seine eigenen herausstellen, aufrechterhält.

Bei dem Spielablauf, in den Ballhausen seinen Protagonisten verstrickt, handelt es sich jedoch keineswegs um eine harmlose Runde, sondern um einen prekären Parcours. Ungeachtet der Aussicht auf verletzende Intimität, Selbstschau oder Happy End – die beklemmende Umarmung lustvollen Zerfledderns, die peinliche Befragung nach der persönlichen Mitschuld – geht es im Zickzack der Koordinaten ungestillter Sehnsucht Richtung Fundament der eigenen Begehrlichkeit.

Wem das zu einschlägig ist, der denke an einen Flipperautomaten – der Poesie halber mit Schokokugeln geladen. Der Dichter gegen das System, an dem er sich festhält, obwohl es bis zu einem gewissen Grad von ihm selbst verkörpert wird.

Ein Flipperautomat, von dem er seine Finger nicht lassen kann, an dem er rüttelt, von dem er mit virtuellen Zahlenwerten belohnt und von blinkenden Visagen verhöhnt wird, vorübergehend, bis zum nächsten Spiel. Die Maschine Lebendigkeit, die er anschreit, abfragt und bezirzt, von der er auf einen munteren Pfad gelockt wird um Pluspunkte zu sammeln, Alarm auszulösen, durch die Gegend geschubst zu werden. Kraftvolle Arme, die ihn immer wieder auffangen, jedoch ins Spielgeschehen zurückbefördern und ihn schlussendlich fallenlassen. Engagement beendet. Rückruf sinnlos. Dabei hat es von weitem so ausgesehen, als wollten ihm riesige Hände applaudieren.

Ob Private Eye oder Pinball Wizard, überrascht wird der Leser in jedem Fall sein, und zwar ob der philosophischen Dimension zwischen Ballhausens Zeilen. Dieser kann eine Rezension nicht gerecht werden, einzig vielleicht mit dem Hinweis, dass diese Dimension den Sound bestimmt, die investigative Eleganz, die nervöse Fingerübung.

Mit seinem Ansatz, anspruchsvolles Schreiben in klassische Unterhaltungsgenres zu schmuggeln, reiht Thomas Ballhausen sich unter ebenso große wie verdienstvolle Namen.

Hanno Millesi
Mai 2014

Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

 

 

 

 

 

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