Ich war nach Hause gekommen und stellte meine Tasche ab. Die Jacke auf den Kleiderständer deponiert. In der Küche die Kaffeemaschine einschalten und die Tasse daneben gestellt. Vor allem aber wollte ich die kreisenden, sich überschlagenden Gedanken aus dem Kopf bekommen. Das war wichtig, jetzt sofort.
"Sie sollten etwas gegen Ihren Zustand tun! Tabletten nehmen oder eine eventuelle Psychotherapie beginnen!", hatte mir der Mediator genannte Psychoonkel, den mein Chef angeheuert hat, um den Zukunftsplan seiner Mitarbeiter zu besprechen, vor ein paar Stunden großspurig versichert. Der Chef hatte gelächelt und war mit meinem Burn-out-Syndrom natürlich einverstanden. Während mir der Psychoonkel die Adresse eines befreundeten Psychiaters aufschrieb, den ich seiner Ansicht nach konsultieren sollte, um meine Lebensfreude wiederzufinden.
"Denn das ist wesentlich!", hatte er mir zugerufen.
"Sich nicht unterkriegen lassen, sondern trotz Krise den Lebenssinn erkämpfen!"
Dann hatte mir der Chef, der seine Firma retten mußte, ein Formular hingehalten, dem zu entnehmen war, daß meine ohnehin nur unverbindliche Mitarbeit vorläufig beendet wäre, weil er angesichts meiner persönlichen, sowie der allgemeinen Wirtschaftskrise, meinen Werkvertrag leider nicht verlängern könne. Damit war ich nach Hause gegangen und da saß ich nun, die freiberufliche Lektorin, Sophie Hungers, für die der Chef wegen der schlechten Wirtschaftslage keine Verwendung hat. (Seite 1)
© 2010 Eva Jancak