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Lucas Kristan: A Writer's Odyssey.

Roman.
Graz: Edition Keiper, 2016.
168 Seiten, brosch., Euro 17,60.
ISBN 978-3-90187-3.

Autor

Leseprobe

Schreiben braucht Ruhe. Schreiben braucht Inspiration. Ist das ein Widerspruch? Der Protagonist in Lucas Kristans Roman „A Writer’s Odyssey“ laboriert jedenfalls daran. Schiwa ist ein Möchtegernschriftsteller, der unbedingt etwas Weltbewegendes schreiben möchte, aber einerseits fehlen ihm die Ideen, und andererseits fehlt ihm die Konzentration. Ständig tun sich seltsame Dinge, die Whiskeyflasche füllt sich von selbst nach, der Müll entsorgt sich von alleine und jegliche Verwüstung, die er in seiner Wohnung anrichtet, ist am nächsten Morgen wieder behoben. Und jeden Tag stellt sich dasselbe Problem: „Er wusste, er konnte kreativ schreiben, er wusste einfach nur nicht, was.“ (S.7) Und so sitzt er im Internetzeitalter vor einer alten Schreibmaschine und tippselt vor sich hin (oder auch nicht).

Schiwa ist umgeben von potentiellen Geschichten, von Widersprüchen, Rätseln und Möglichkeiten, denen er nicht nachgeht. Das einzige, was er in seine Schreibmaschine tippt, sind Pornoszenen mit Comicfiguren. Doch gerade diese Comicwelt scheint sich allmählich zu verselbständigen – entwickelt ein brutal-absurdes Eigenleben und Schiwa wird mehr und mehr hineingezogen. Logik und Naturgesetze sind außer Kraft gesetzt, die Grenzen zwischen Schreiben, Leben, Imagination und Realität verschwimmen zusehens und am Ende ist es Schiwa, der durch sein Schreiben im wahrsten Sinne des Wortes die Welt verändert – nur nicht ganz so, wie er sich das vorgestellt hat.

Die Figuren des Romans sind teils der Mythologie entnommen (etwa die Sphingen), teils an Fantasy angeleht, (etwa der „CyberTechPunk“, der durchs Internet reist), teils wirken sie wie aus Comics entsprungen (etwa die schöne, aber ziemlich bösartige Robinja). Genres werden bunt gemixt, geschüttelt und gerührt und der rote Faden der Handlung ein paar Mal verknotet und mittels Zeitreise zu einer Möbiusschleife drapiert. Lucas Kristan zeigt Mut zum Trash und verbindet dabei üppig drapierte Schund-Elemente mit schwarzem Humor und Ironie.

Wer schreibt, erschafft eine Welt. Schiwa gelingt dies zwar nicht ganz aus eigener Kraft, er bleibt hängen im Abklatsch von bereits Bekanntem, aber die magische Schreibmaschine tut das ihre: Schiwa ist der Auserwählte – was er schreibt (oder auch nur gedanklich zu einer Geschichte formt) wird Wirklichkeit. Auch dann, wenn er sich nicht besonders geschickt dabei anstellt. Wir reisen mit Schiwa in die Zukunft, in eine Dystopie, in der kapitalistische Elefantenhochzeiten dazu geführt haben, dass es nur noch eine einzige „Company“ gibt, der alle auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, eine Welt, in der ganz offensichtlich das Recht des Stärkeren gilt – und in der sich die meisten nicht mehr von echten Lebensmitteln, sondern von bunten Präparaten ernähren (was etwas an den amerikanischen Science-Fiction-Streifen „Soylent Green“ aus dem Jahr 1973 erinnert).

Schreiben ist Macht. Die Figuren sind wehrlos und haben keine Wahl. Sie tanzen notgedrungen nach der Pfeife des Schriftstellers oder der Schriftstellerin, müssen alles machen, was ihnen auf den Leib geschrieben wird. Wer schreibt, schafft an. Wer schreibt, zieht die Fäden. Die Allmacht erstreckt sich auf Naturgesetze ebenso wie auf logische oder unlogische Sprünge in der Handlung. Alles ist möglich – in dieser Welt der (Marvel-)Comics, Dystopien und sexuellen Phantasien. Aber alles ist manchmal auch ein bisschen zu viel.

Sabine Dengscherz
14. Juni 2016

Originalbeitrag.
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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