Leseprobe:
Und wie sieht er aus, dein Taschentraum? So schnell und gerade wie möglich an ein Ziel zu gelangen, das gar nicht deines ist? Ein paar Jahre Eigenkopfdisziplinierung, ein paar gut platzierte Komplimente, und schon bist du dort, wo die anderen dich haben wollen.
Aber ich, ich sag’ mir – verlier’ ihn nicht, den Taschentraum, der im altmodischen Mantel steckt, und pass gut auf darauf, dass in jedem Mantel eine Tasche ist für einen Traum.
An allen Ecken und Enden treffen wir auf sie, auf diese Taschenträume, einmal aus den Taschen gepurzelt, tauchen sie auf aus den Kanalgittern, sie sprechen von den Wänden aus, an den Laternenmasten kleben sie, und die Spatzen pfeifen sie von allen Dächern. Ich brauch’ ihn, meinen Taschentraum, er hilft mir, meine Widersprüche zu leben, die endlosen Schleifen in meinem Kopf, die machen mich glücklich von Kopf bis Fuß. Ich liebe meinen Taschentraum, meine Selbstachtung ist er, die sanften Explosionen auf meinem Weg – ja!, sie machen meinen Tag aus:
Aufstehen! sage ich.
(S. 194)
© 2014 Edition Atelier, Wien.