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zu: JUDITH NIKA PFEIFER, nichts ist wichtiger ding kleines du, mitter verlag, wels 2012 -
und neuere texte

judith nika pfeifers gedichte sind nachhaltige augenblicke, bleibende flüchtigkeiten, mitten aus der welt gewonnen. ihre reichhaltigen sprachcollagen aus songtexten, lyrischen referenzen, reflexionen, alltags- und selbstbeobachtungen gehören zum besten, was gegenwärtig als literatur zu haben ist.

die verbindung von witz und einfühlung, frische und nachdenklichkeit, von unbändiger freude am schreiben und am beobachten ergibt wunderbare formen von textorganisation - also gedichte, die frisch und unkonventionell nicht nur erscheinen sondern auch wirken, nämlich in den leserinnen und lesern, denen sie sprachvergnügen bereiten.

es gibt ja viele arten von witz, und die wenigsten, eigentlich kaum eine, werden vom literatur- und feuilletonbetrieb der gegenwart geschätzt; murrendes bis stillschweigendes übelnehmen gehört zu den standard-reaktionen der - sagen wir mal: vermittlungsbeauftragten literaturmarktteilnehmerinnen und - teilnehmer.

bei judith nika pfeifer sind vor allem zwei sorten von witz zu haben: die staunende wahrnehmung (der welt und was in ihr so vorgeht, des eigenen seins und was in ihm so vorgeht) und die fähigkeit, sprachwitz zu entdecken und vor allem auch selbst zu produzieren.

liebe machen / wie liebe machen / wenn liebe machen nicht geht / weil liebe machen nicht geht

erfindungsreich und aufnahmefähig schreibt sie texte, in denen die bewegungen der sprache sichtbar werden, texte, die zeigen, wie ein reflexions- und reaktionsfreudiges bewusstsein aus dem eingebettetsein im allgemeinen sprachgebrauch die einzigartigen dichtungen produziert, deren lektüre wiederum eine heilsame und heitere distanz zu den bewusstlosigkeiten der medien- und sonstigen funktionssprachen unseres alltags ermöglicht.

seit einigen generationen sind wir es gewohnt, gefühle, stimmungen, seinszustände mit zeilen aus liedtexten (lyrics) zu verschränken und so dem langzeitgedächtnis einzuordnen. es ist ganz selbstverständlich geworden - und die autorin demonstriert auch in vielen gedichten ganz selbstverständlich diese selbstverständlichkeit - sprachen zu mischen und mit dem reiz mindestens der zweisprachigkeit zu spielen. wie die sprachen so mischen sich auch reizvoll die gattungen in den speziellen übergangsformen von eher lyrischen zu eher beschreibenden oder songzeilen zitierenden passagen.

und nun / be part of irresistible poetic systems / pinking blinking herzmaschinendank (...)

im zitat lebt der augenblick weiter, der augenblick einer erfahrung oder einer einsicht bzw. erkenntnis, der raum, das ambiente des ereignisses. mal ist der inhalt des zitats das entscheidende, mal seine form, mal beides,mal das schweben oder das offenlassen der zuschreibungen.

als musikerin (und zeitweilige bandleaderin, um es wohlgenderisiert zu formulieren) verfügt die autorin über grosse erfahrung im kompositorischen umgang mit sampling-techniken, remixes, mit dem andauernden (sprach-)spiel mit einflüssen aller art. als musikerin ist sie auch in der lage, beispielsweise zu jazz und pop-musik und zu einzelnen musikstücken texte zu schreiben, in denen die erfahrung oftmaligen wahrnehmens schöne komplexitäten hervorzaubert.

ganz flüssig, rhythmisch arrangiert, kommen einsichten und stimmungen zum vorschein, ein album kippt in den text, etwa miles davis und sein epochaler einstieg in die elektronischen möglichkeiten in BITCHES BREW / BRÜTEN ÜBER - ein fritz-ostermayer-remix, das so schöne zeilen enthält wie: (..) das rätsel ist minimal music zum abbusseln / minimal music zum abbusseln ist alles und ekstase / alles und ekstase ist der wahre jazz von heute (...).

den gedichtband von 2012 könnte man auch beschreiben als ebenso lockeres und luftiges wie entschiedenes entwicklungs-album judith nika pfeifers, das um das wichtigste ereignis herum, die geburt des und das leben mit dem kind - im titel schon präsent - sowie die zeit des studiums, der schreibakademien, der bandauftritte arrangiert wurde.

hochbegabt nicht nur fürs schreiben sondern auch fürs weglassen, erfreuen und erfrischen die texte durch ihre prägnanz und ihre klarheit, ihren einsichtsvollen witz. viele haben es sich schon gedacht, aber judith nika pfeifer hat es ausgesprochen:

ohne titel / nicht heiraten dass uns der tod nicht scheidet / denn der himmel ist ohne fleisch.

© Herbert J. Wimmer, 2014 ________________________________________________

Herbert J. Wimmer, geb. 1951 in Melk, Niederösterreich. Freiberuflicher Autor seit 1973; Arbeiten für Rundfunkanstalten sowie literatur- und filmkritische Schriften, fotografische Arbeiten.

 

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