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Fabian Oppolzer: Höllensturzsinfonie.

Wien: °luftschacht Verlag, 2014.
256 Seiten; Hardcover; Euro 23,90.
ISBN: 978-3-902844-44-6.

Autor

Leseprobe

Der Protagonist wacht plötzlich in einer Klinik auf. Er kann sich an nichts erinnern. Weder wie er heißt, noch wie alt er ist – geschweige denn, wo er herkommt und was er gemacht hat. Der Arzt sagt ihm, dass er sich umbringen wollte. Er wird bald in eine andere Klinik überwiesen. Der dortige Arzt geht mit ihm gemeinsam ins Hotel Imnusom, wo er wohl den Suizidversuch beging. Der Inhaber des Hotels erkennt ihn als Rene Bargton. Doch das aha-Erlebnis bleibt aus. Heißt er wirklich so?!
Mit diesem spannenden Identitätsfindungs-Intro beginnt der neue Roman „Höllensturzsinfonie“ von Fabian Oppolzer. Der in Wien lebende Autor hat vor einem Jahr mit dem furiosen Roman „Kein böses Kind“ debütiert und überzeugte sowohl Kritiker als auch Leser.

Doch zurück zum neuen Text: Der Aufenthalt in der Klinik wird dem vermeintlichen Rene Bargton immer mysteriöser. Nachdem die Hypnosetherapie kaum etwas gebracht hat, erhält er von seinem seltsamen Mitpatienten Brick ein Tagebuch eingesteckt. Doch von wem es sei, wisse Brick nicht.
Der Ich-Erzähler des Tagebuches ist Komponist und beschäftigt sich mit den Sinfoniefragmenten von Anton Gerber, der vor seinem Suizid sein Werk verbrannte – allerdings nicht vollständig. Das Tagebuch-Ich bekommt bald ein verlockendes Angebot von einer an den Rollstuhl gefesselten, alten Lesbe. Er solle mit ihrer jüngeren Freundin Léa ausgehen. Dafür würde er die Sinfonie von Gerber bekommen – sie besitze eine komplette Kopie.
Es erinnert an einen Packt mit dem Teufel. Denn diabolisch scheint diese ganze Chose zu sein: Der Tagebuch-Schreiber wird zu Léa und ihren absurden Veranstaltungen von schmierigen Typen abgeholt. Er scheint auch in seinem Haus gefangen; er kann den Ort nicht verlassen, der zudem immer mehr stinkt. Langsam wird er wahnsinnig und bereut schon bald den Pakt …
Allerdings geht es nicht nur auf der Tagebuch-Ebene mysteriös zu, sondern auch mit „Rene Bargton“. Eine Frau taucht plötzlich in der Klinik auf und behauptet seine Freundin zu sein. Kann er ihr glauben? Am darauffolgenden Tag, bekommt er von ihr einen Hilferuf. Er muss die Klinik verlassen. Ungewöhnlich: Er findet einen Schlüssel in seiner Sohle, schleicht sich aus der Klinik, lässt sich zu ihrer Wohnung fahren. Dort findet er allerdings einen alten, mörderischen Bekannten, der ihm ein Folter-Video über seine Freundin zeigt. Sie brauchen das Tagebuch, das die Freundin retten soll. Darin ist ein Code enthalten – auch derjenige über die Vergangenheit „Rene Bargtons“?

Der 30-jährige Autor Oppolzer hat einen atemberaubenden Roman geschrieben. Er kommt wie ein gut komponierter Thriller daher. Ein Roman, wie in sich der Filmemacher David Lynch nicht besser hätte ausdenken können. Denn wie er beherrscht Oppolzer das Spiel des Verschachtelns meisterlich. Neben der Binnenhandlung um „Rene Bargton“ und der Tagebuchstory gibt es noch eine angedeutete Außenhandlung und eine weitere übergeordnete Ebene. Die Matroschkas lassen grüßen! Doch hier nicht genug: Die Erzählebenen mischen sich und reflektieren einander kaleidoskopartig gegenseitig. Einzelheiten tauchen in den jeweils anderen Ebenen auf, sind gar voneinander abhängig.
Darüber hinaus brilliert der Roman mit dem teils ironischen Jonglieren unterschiedlicher Genres: Vom Thriller über Abenteuerroman, Märchen, Tagebuch, Musikroman bis hin zum psychologischen- und Doku-Fiction-Roman. Wie in einer Sinfonie lässt „Komponist“ Oppolzer mal dem einen, mal dem anderen Genre Raum.

Die märchen- und mythenhaften Elemente stehen jedoch im Vordergrund. Wie bei Texten jüngerer österreichischer Autoren der letzten Jahre (etwa Cordula Simon oder Robert Prosser) begnügt sich auch Oppolzer nicht nur mit der sogenannten Realität. Nicht um neue Märchen zu schreiben, sondern um die Rätselhaftigkeit der Welt und des Seins scharfsinniger zu beschreiben. Im Roman heißt es treffend: „Jede Welt besitzt ihr Geheimnis, Zugang findet man nur über die Sprache!“

Fazit: Virtuose Oppolzer hat mit „Höllensturzsinfonie“ einen eindrucksvoll-vielschichtigen, auf jeder Ebene spannenden und sagenhaft-exzellenten Roman geschaffen. Prädikat: ungeheuerlich großartig!

Angelo Algieri
11. Dezember 2014

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

 

 

 

 

 

 

 

 

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