Am Wochenende fahren alle Mitschülerinnen nach Hause. Sie futtern ausgiebig und decken sich mit Freßpaketen für den Rest der Woche ein. Für Dali sind die Besuche daheim eine Kraftprobe. Wird ihr Tagesrhythmus unterbrochen, ist das Hungern kaum durchzuhalten. In jeder geraden Stunde ein Apfelmöndchen, in jeder ungeraden einen halben Keks. Vollkorn. Zuckerfrei. Dafür braucht es einen eingeteilten Tag und keine Zuseher. (S. 23)
Mogadon. Da, nehmen Sie das.
Das Mogadon schnippelt Dali zwischen Daumen und Zeigefinger im Gang in die Luft. Es klirrt leise, tanzt auf dem Steinboden. Ihr Schuh zermahlt es zu weißem Staub.
Ich will nicht gestopft werden wie eine Martinigans. Ich will endlich den Riegel aus dem Kopf haben. Es muß mir hier doch einer sagen können, daß ich essen darf.
Satt ist sie nie. Nicht nach viertausend Samstag-Kalorien, nicht nach dreitausendzweihundert Biosorbinkalorien. Nur immer voll. Gesteckt voll. (S. 72)
(c) 1998, Haymon, Innsbruck.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.