Leseprobe:
20.7.
Was ist in einem Blog? Das sollte ich fragen, aber nicht zu laut. Was die eigene Existenz eigentlich ausmacht, und ob das Festhalten von Momentaufnahmen einer äußeren Wirklichkeit das Leben irgendwie wirklicher macht, wirklicher als wirklich, reell real.
Ob ich mir damit beweisen kann, dass ich wirklich hier bin? Mein gestriges ICH sagt zu dem von heute: Siehst du, ich kann beweisen, dass ICH WIRKLICH HIER war, ich habe extra für dich meine STATUSMELDUNG abgesondert, sieh mal einer an, damit du dich nicht auf dein Gedächtnis verlassen musst. Oder darauf, dass du etwas erkannt hast in der Zwischenzeit oder gar schlauer geworden bist. Denn das wäre doch etwas viel verlangt, dass man Tag für Tag ein Stückchen weiterkommen sollte, sodass das Vergehen der Zeit von alleine eine Mehr an Erfahrung mit sich bringt. An erlebten Ereignissen, ein Ereignismehr. Das ist dann rückwirkend ein Maß für die Zeit? Am Schluss machen wir dann einen Auszug aus all den ICHs, das wird dann schon anerkannt werden als Beweis dafür, dass dieses ICH wirklich da war, mittendrin geschwommen ist in diesem Zeitmeer und damit etwas angefangen hat. Doch mittendrin bin ich blind.
(96)
20.4.
Heute Material, das zeigt, wie Bianca in ein Outfit eingenäht wird, Stoffhaut über Tierauswuchs. Das nennt man wohl Schallmauer. Also das, was hier mit vollem Körpereinsatz durchbrochen wird, und zwar von Bianca, die Schallwellen kommen vor lauter Aufregung ins Stolpern, die Definition der Schallmauer, wenn ich das richtig verstehe. nG
Bianca: Tatsächlich war Josef ganz entzückt von meiner jüngsten Beule, dem Kronjuwel der Hässlichkeit, so sagte er, und dabei war es echt noch süß klein. Erst, als ich ihm die ganze Sachlage erklärte, begriff ich selbst, was ich da für Material in den Händen hatte: die performative Deformation. (152)
27.3.
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