Über fünfundzwanzig Jahre war er ihr Lebensgefährte. Er verfügt über einige Dokumente, eine kleine Anzahl von Fotos, über ihre Bücher, Notenblätter und Gemälde. Von Ismail, ihrem ehemaligen Diener, kennt er die Geschichten über ihre Jahre am Kairoer Hof, als sie die Frau des letzten Khediven von Ägypten war. Auch weiß er von den anderen Gerüchten um ihre Vergangenheit. Wegen der vielen Verschleierungen, an denen Djavidan Hanum selbst nicht unbeteiligt war, muss er vor allem auf seinen detektivischen Sinn für das Verschwiegene und Verdrehte vertrauen.
Nach einigen Absätzen bemerkt Philipp, dass er doch sich selbst meint, während seine Hand er auf das Papier schreibt. Er fühlt sich schon weit von den Lebenden entfernt, legt die Füllfeder nieder und macht sich zum Friedhofs-Steinmetz auf und lässt seinen eigenen Namen unter den der Verstorbenen in den Grabstein gravieren. Obwohl erst sechzig Jahre alt und gesund, glaubt sich Philipp nur mehr wenige Augenblicke von der Ewigkeit entfernt, in die ihm die geliebte Frau vorausgegangen ist.
(S. 72f.)
© 2004, Haymon, Innsbruck, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.