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Daniel Glattauer: Darum.

Roman.
Wien, Frankfurt/M.: Deuticke, 2003.
301 S.; geb.; Eur[A] 19,90.
ISBN 3-216-30677-1.

Link zur Leseprobe

Es ist manchmal gar nicht so leicht, einen Mord zu gestehen. Vor allem wenn man ein richtig netter Mensch ist. Dann glaubt einem nämlich keiner. Dann will einen die Polizei schon gar nicht in Gewahrsam nehmen. Dann beginnt eine Untersuchungsrichterin Entlastungsmaterial zu suchen, die Geschworenen haben Mitleid mit dem Angeklagten, und alle warten nur darauf, dass endlich die Unschuld erwiesen wird.

Daniel Glattauer hat mit "Darum" einen Kriminalroman der anderen Art geschrieben. Einen, bei dem man gar nicht so sicher sein kann, ob es überhaupt ein Kriminalroman sein soll. Es beginnt zwar alles ganz klassisch mit einem Mord auf den ersten Seiten. Ein fröhliches Täter-Raten erübrigt sich allerdings, wir kennen den Täter von Anfang an, sind eingeweiht in seine Vorbereitungen, werden Zeugen der Tat. Kein Wunder, der Täter ist der Ich-Erzähler.

Was er uns allerdings bis zum Ende verschweigt ist sein Motiv. Warum soll ein erfolgreicher Journalist, beliebt bei allen Zeitgenossen, die ihn kennen, so eine richtig gute Haut - warum soll so jemand einen Menschen ermorden? Noch dazu einen, den er - wie er behauptet - noch nie zuvor gesehen hat? Vollzugsbeamte wie Freunde wie Presse stehen vor einem Rätsel. Und ist der Täter auch in allen Details geständig, auf die Frage nach dem "Warum" will er keine Antwort geben. Noch nicht. Erst in zwanzig Jahren soll die ganze Wahrheit ans Licht kommen. Dann, wenn er seine gerechte Strafe verbüßt hat. Und er wünscht sich nichts mehr als das. Er will nicht besser behandelt werden als ein gemeiner Verbrecher, denn schließlich ist auch genau das: ein Mörder.

Damit gibt sich aber das Gericht nicht zufrieden. Wen will er decken? Welche Gründe haben ihn zu der Tat getrieben, war er vielleicht vorübergehend unzurechnungsfähig? Die Anwälte reißen sich um seinen Fall, er will keinen anderen als den etwas behäbigen Pflichtverteidiger. Der gibt sein Bestes, aber was tut ein Verteidiger mit einem Angeklagten, der unbedingt ins Gefängnis will?

Daniel Glattauer versteht es auf intelligente Weise zu unterhalten. Das hat er schon mit seinen Glossen im "Standard" bewiesen und mit zahlreichen Erzählungen. Hier zeigt er sich auch einmal als Meister längerer Textform - und des Versteckspiels. Es ist schon ein starkes Stück, wenn ausgerechnet der Ich-Erzähler das Wesentliche bis zum Schluss geheim hält, und das erhält dann auch die Spannung bis zuletzt. Auch wenn der Leser sich aus diversen Andeutungen vielleicht schon (s)einen Reim gemacht hat.

Die Verknüpfung von Literatur und Realität, die Glattauer nicht zuletzt dadurch betreibt, dass er dem Ich-Erzähler so manche äußere Züge von sich selbst verleiht - sie sind gleich alt, beide Journalisten, schreiben u.a. Gerichtsreportagen etc. - findet ihre logische Fortsetzung in der Welt des Romans. Der verkrachte Schriftsteller, dessen Romanmanuskript von allen Verlagen abgewiesen wurde (davor brauchte sein realer Schöpfer wohl keine Angst zu haben), dessen Ex ihn für einen etwas abenteuerlustigeren Kerl verlassen hat, will es der Welt nun zeigen - mit einem Romanprojekt der besonderen Art: Nichts ist so absurd, dass es nicht doch real sein könnte.

 

Sabine E. Selzer
28. März 2003

Originalbeitrag

 

 

 

 

 

 

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