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Viktorija Kocman: Reigentänze.

Erzählungen.
Klagenfurt-Wien: Kitab-Verlag. 2001
68 S., kart., öS 206.41, EUR 15.-.
ISBN 3-902005-09-2.

Link zur Leseprobe

"Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?" heißt eines der berühmtesten Bilder zu Beginn der Moderne. Die Schleier der Maya lüften sich: Denn jetzt, mehr als 100 Jahre danach, können wir auf diese Fragen immer weniger Antwort geben. Ungestörte Identität funktioniert wie das klassische Drama: die Einheit des Ortes und der menschlichen Kontakte ist gefragt. Dort gibt es starke Charaktere, große Gefühle und Konflikte. Das moderne Drama sieht anders aus. Stationen statt fester Orte, Schnitte, wechselnde Beziehungen, immer wieder Selbstzweifel, Grübeln, Resignation.

Viktorija Kocman ist dem Thema der Identitätssuche und -zweifel verpflichtet. In Belgrad geboren, übersiedelte sie 1991 nach Wien, studierte und wechselte die Sprache. Auch im Deutschen gelingt ihr literarische Qualität. Sie entsteht nicht in der formalen Innovation, sondern mehr durch die intensive Melancholie oder Resignation, die im Text fühlbar wird. Authentisches steht dahinter. Der Krieg ist allgegenwärtig, traumatische Ereignisse wie Verhaftungen, Kriegsverbrechen und Exil bilden immer den Hintergrund des Erzählten oder dringen thematisch in den Text.
Am besten gelungen die Titelerzählung "Reigentänze": Die Ich-Erzählerin, eine junge Frau, wird an der Technischen Universität Wien spondiert. Die serbische Emigrantin muss einsam feiern, sie hat in Wien Arbeit gefunden, hat aber keine Familie und keine Freunde. Auf dem Weg nach Hause trifft sie Nikola, der aus dem gleichen Belgrader Viertel stammt wie sie. Es wird eine Liebesbeziehung daraus, in der sich beide fremd bleiben. Sie gibt sich als Wienerin aus, weil sie die Sprache der serbischen Kriegsverbrecher nicht mehr sprechen will und verbirgt ihre Herkunft, er verschweigt, dass er eine abwesende Freundin hat. Die Liebe zu Nikola zerbricht an den Lügen, die Erzählerin findet sich am Ende in der nächsten Station ihrer Flucht vor dem Ich, in New York.

In "Der Krieg braucht keine Menschen" wird eine wohlhabende Belgrader Psychotherapeutin durch einen Klienten in ihrem angenehmen Leben gestört. Mit den Erzählungen des Mörders ziehen die Kriegsgräuel auch in ihre Seele ein, sie scheitert an der Aufgabe.
"Hinter tausend Gittern keine Welt" greift wieder das Thema der einsamen, auf sich gestellten serbischen Emigrantin in Wien auf. Wien, in ihrer Kindheit die erstaunlich reiche Traumstadt, ist ihr fremdgebliebener Wohnort geworden. Hoffnungsvolles Ende: die Erlösung naht in Form eines in Wien geborenen Mannes, der sie zu einer Tanzveranstaltung einlädt.

 

Veronika Hamer
4. Dezember 2001

Originalbeitrag

 

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