Rast im Gäßchen
Wann mittags die Läden rings schließen
und die Leut in die Anlagen gehn,
ist's schöner, die Rast zu genießen
im winzigen Gäßchen, zu sehn,
wie ausdorrt das Kraut in der Tonne,
zu hörn, wie ein Kind von fern greint,
zu wissen im Schank, wie die Sonne
aufs bucklige Pflaster scheint.
Es strecken lässig die Beine
sich aus unterm wackligen Tisch,
es schmeckt zum gekühlten Weine
in Sulz der gepfefferte Fisch.
Die Luft ist aus Kringeln gesponnen,
die Bank ist zum Dösen gemeint,
wenn heiß vor der Türe die Sonne
aufs bucklige Pflaster scheint.
Es stützen mit starrenden Brüsten
die Huren im Fenster sich auf,
und leidet der Mensch an Gelüsten,
so geht er ein Stündlein hinauf.
Es mehrt hinterm Vorhang die Wonne,
zu hörn, wie ein Kind von fern greint,
zu wissen, wie draußen die Sonne
aufs bucklige Pflaster scheint.
(S. 112)
© 1999, Paul Zsolnay Verlag Gesellschaft m.b.H., Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.