Nachdem die Zugleichgekommenen ihre Totengebete erledigt haben, legt sich Stille über die Leute, doch nur für kurze Zeit, denn die Frauen, die Tee und Pogaca bringen, um das erschöpfte Gebetsvolk zu stärken, stoßen sie von sich. Lange hatten sie vor der Tür auf den Augenblick gelauert, um das Seligsprechen der Speisen zu unterbrechen, denn sie müssen den richtigen Augenblick erwischen, und erwischen sie ihn nicht, ist es um ihre Reindlinge geschehen, und seien sie noch so knusprig ausgebacken, mit Fett vermacht und mit zerlassenem Zucker. Wenn sie nicht genau die Zeitbruchteile erwischen, die entstehen, wenn das Zimmer verstummt und sich in großer Eile von der Fron verschnauft, im Zeitraum, während der Vorbeter an der Bahre sich von seinen Knien aufrafft und sein Nachfolger schon hinkriecht an seinen Platz, damit auch er noch seinen Teil in Gang bringt, dann ist es zu spät, die Frauen können ihre Leckerein für geraume Zeit von der Tür weg wieder dorthin zurücktragen, woher sie sie gebracht haben. Solange das Beten dauert, wird mit Pogaca und Tee nicht gelauert, und wenn sie sich auch nur wenig verspäten und der Neue eben erst begonnen hat: niemand und nichts hält ihn mehr auf, nichts kann seine begonnene süße Lust mehr verdrießen, selbst wenn in seinen Ohrmuscheln die Posaunen von Jericho dröhnten, donnernd, so daß die Mauern einzustürzen begännen. Doch die Frauen haben bei so manchem Toten schon gewacht und können mehr als Birnen braten, so daß sie geübt und mit Gehör die Klinke zur richtigen Zeit niederdrücken, um die Versammelten mit Reindlingen und Krügen zu beglücken. (S. 46f.)
(c) 1997, Wieser, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.