(S. 103 f)
Die Beobachtung. Das Anschauen, das nacheinander Sehen. Das Nachsehen des einen nach dem anderen habe ich in meiner Kindheit als so etwas wie das Um und Auf des Zusammenlebens kennen gelernt. Als Motor innerhalb der Familie. Eine solche Aufmerksamkeit lässt sich unter dem Begriff Rücksicht zusammenfassen und ohne gegenseitiges Rücksichtnehmen geht in der Familie überhaupt nichts. Gar nichts. Rücksicht kann gleichsam als Zauberwort, als Formel bezeichnet werden. Eine Formel für die Entstehung von Harmonie und ihre behutsame Pflege.
Schließlich ist die Familie ein Nebeneinander verschiedener Beziehungen. Menschen durchlaufen Entwicklungen, wachsen, altern, verändern sich, wodurch auch die Verhältnisse, die zwischen ihnen bestehen, anders werden. Jeder hat sich mit dem, was er ursprünglich war, momentan ist und erwartungsgemäß irgendwann sein wird, auseinanderzusetzen. Die Empfindungen füreinander wuchern zum Dickicht. Mann und Frau, Vater und Mutter, Vater und Kind, Mutter und Kind, aber auch Mann und Kind, Frau und Kind, Mann mit Mutter und Vater und Frau."
© 2006, Literaturverlag Luftschacht, Wien.