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Leseprobe: Lydia Mischkulnig - "Sieben Versuchungen"

Bande

Thailand ist heiß und feucht. Jakob drängt sich nicht vor, er wartet als letzter in der Schlange. Er denkt darüber nach, warum das Wort Schlange weiblichen Geschlechts ist, obwohl sie aus männlichen Domänen besteht, aus Kopf und Schwanz. Bis ins hinterste Glied sind keine Frauen darunter, dafür schauen die weiblichen Zöllner herüber, und die Männer lächeln sich in die Augenspalten, in die aufgeschlitzten Äpfel ihrer Träumereien. Die Frauen sind nicht verführerisch, sie sind nur zart und klein, und herrisch dirigieren sie die Schlange zurück. Don't touch the line. Die Schalterampeln springen von Rot auf Grün, und die Frauen rufen, come on. Der Kopf der Schlange kommt in Bewegung, explodiert in Zeitlupe, als würde er auslaufen, tritt auseinander, löst sich von seinem Schwanz ab, und die weißen, weichen Männer dringen vor bis zu den Zellen.
Der Flug war lang und ungemütlich, und jetzt wird Belohnung erwartet für die Mühe. Jakob ist das Schlußlicht der Schlange, sein Traum ist ausgereift, und das Weibchen steht schon bereit. [...] (S. 9)

Brautplan

[...]
Mira würde ihm gefallen, wenn sie eine hübsche Philippinin wäre, aber so gefallen ihm beide nicht, weil Elke schon lange nicht mehr aussieht wie eine, die in einen Manta steigt, die nicht einmal aussieht wie eine, die weiß, wie ein Manta aussieht, und das sieht ihr der Mantafahrer an, der deutschen Architektin ohne Pipapo, die hat bestimmt keinen Mann.
Mira weiß, was ein Mant ist, und den Fahrer sieht sie anders, weil nur ein reicher Philippino einen Manta fahren kann, aber Mira ist keine Stoßstange, und deshalb ist sie auch nie eingestiegen, und das weiß auch der Mantafahrer, den Exotenbonus holt er sich anders, bei Frauen der bunteren Art, die er rammen mag.
(S. 63)

© 1998, Deutsche Verlag-Anstalt, Stuttgart.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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